Esch-Alzette. Schon im Foyer herrscht dichtes Gedränge. Kein seltener Anblick: Mama und Papa samt Tochter zwischen neun und 14 Jahre alt. Aber auch durchaus erwachsene Mädchen fiebern ihrem Star entgegen, schließlich verkörpert Katy ein freches und trotziges Ich. Da wird mal gegen den Liebsten gewettert, mal über Liebe philosophiert. Keine Frage, beim männlichen Geschlecht kommt das nicht immer an. So auch am Montagabend. Während meine Freundin Eva lautstark feiert, stehe ich etwas genervt wenige Meter weiter. Ein Erlebnisbericht.


Die Sängerin der Vorband "The Asteroids Galaxy Tour", Mette Lindberg, sieht in ihrem goldenen Fummel zwar selten behämmert aus, doch ihr Pop-Rock hätte auch schon in Woodstock gefallen.

Manuel: Das geht eigentlich ganz gut los, besser als ich dachte.

Eva: Das Outfit ist ein Hingucker, die Musik ein echter Anheizer für Katy.

Jetzt wird es ernst: Die Bühnentechniker packen drei rosa Flamingos und übergroße Erdbeeren auf die Bühne. Rund um das Schlagzeug entsteht eine kitschige Vorgarten-Landschaft. Jede Bewegung der Handwerker reicht den zumeist jungen Mädchen, viele stilsicher in schwarzen Leggings und kurzen Röcken, aber auch mit Zahnspangen sowie Mami und Papi im Gepäck, für ein Kreisch-Konzert.

Manuel: Hallo "Bravo-Super-Show", hallo "The Dome". Für mich und meine männlichen Mitstreiter droht Ungemach, denke ich mir leise.

Eva: Jetzt fehlt nur noch Kaaaty, Kaaaty, Kaaaty!

Song Nummer eins, "Fingerprints": Katy hüpft im rosa Bade-Kostüm aus den 50ern samt Riesen-Erdbeere umher, die Fans quieken. Für ihren Hit "Hot and cold" lockt Katy einen perplexen Fan nach oben. Katy: "Ist eigentlich ganz Luxemburg da? Das hier ist der süßeste Ort, an dem ich jemals war." Nun, für einen erneuten Kreisch-Anstieg reicht's. Am Ende zerschmettert Katy im Stile vieler Rockbands ihre rosa Gitarre.

Manuel: Die kaputte Gitarre ist ja für den Fan ein schönes Souvenir.

Eva: Was hat Katy sich da für eine Schlaftablette auf die Bühne geholt? Die rosa Hello Kitty Gitarre wäre bei mir besser aufgehoben.




Beschwerde eine Reihe vor mir, weiblicher Zuschauer will mit Foto-Handy fotografieren: "Mensch, der vor mir ist viel zu groß. Kann der mal seinen Kopf zur Seite legen." Bei jeder Gelegenheit wird fotografiert und gefilmt. Katy: "Luxemburg ist soooo süß, hier gibt es sogar Mini-Bananen." Und: "Ich bin ein kleines dummes Mädchen aus Amerika."

Manuel: Danke, Katy, für die geistreichen Kommentare und die Selbsteinsicht.

Eva: Wie schön, Katy kann sich auch an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen.

"Mein Freund schreibt mir keine Liebesbriefe mehr", sagt Katy, dann erklingt "Mr. Postman" von den Carpenters, ein Postbote stapft über die Bühne.

Manuel: Jetzt weiß ich, an was ich die ganze Zeit denken muss: "I'm a Barbiegirl in a Barbieworld", Hilfeeee! Es wird süßlich.

Eva: Ob der Briefträger wohl extra so unattraktiv ist? Damit stiehlt er der coolen Katy jedenfalls nicht die Schau.

Katy feuert eigenhändig Glitterkanonen ab, wieder jauchzt das Volk, das mittlerweile aber Ermüdungserscheinungen offenbart und schwächelt.

Manuel: Kein Wunder, der Großteil der Mädels wäre an einem normalen Montagabend ja auch schon lange im Bett.

Eva: Katy fordert halt ihr Publikum!

Bei "Lost" droht der Verlust des Trommelfells. Katy haut einige Töne arg daneben.

Manuel: Himmel, ich habe Angst um das Glasfoyer.

Eva: Das ist doch künstlerische Freiheit.

Aus. Nach elf Songs verlässt Katy die Bühne, um kurz danach als pinkes Kätzchen zurückzukehren - mit einem Queen-Cover, "Don't stop me now".

Manuel: Gar nicht so schlecht, das ist schon eher nach meinem Geschmack.

Eva: Wow, was für ein rosa Catsuit! Katy, wo hast du das denn her?

Katy verteilt Kirsch-Lippenstifte. Michelle, 23, aus Luxemburg hat besonders großes Glück. Sie erhält ihren persönlichen Fettstift und wird schließlich von Katy geknutscht, "I kissed a girl".

Manuel: Ist das Spielen mit lesbischen Themen nicht mittlerweile ziemlich altbacken? Nun, mit dieser recht rockigen Version kann ich leben. Ein schönes Ende.

Eva: Yeah, der Mega-Hit zum Abschluss. Nur zum Küssen stand ich leider zu weit hinten. Trotzdem, ein super Konzert.