Für Kontraste ist gesorgt
Trier · Am Mittwoch beginnt der Internationale Orgelsommer in der Konstantin-Basilika in Trier. Für zwei der acht Organisten steht neben der musikalischen Herausforderung eine sportliche an.
Trier So nah kommen sich künstlerisch hoch stehendes Orgelspiel und gesundes, aber eher triviales Jogging nur selten. Wenn ein Organist Teile seines Programms an der älteren Schuke-Orgel in Triers Konstantin-Basilika absolviert hat, dann steht ihm der Abstieg über die Wendeltreppe bevor - im günstigeren Fall zum bereitstehenden mobilen Spieltisch der neuen Eule-Orgel. Will er aber die fest installierte Tastatur des Instruments hoch oben über dem Publikum bedienen, dann muss er sich mit beschleunigtem Schritt über mehr als 60 Meter durch den einstigen Palast- und heutigen Kirchenraum bewegen und erreicht erst über eine weitere Wendeltreppe luftige Organisten-Höhen. Derweil wartet das Publikum ruhig ab - in der Regel jedenfalls.
Kein Wunder, dass der Drang zur älteren, barock orientierten Schuke-Orgel begrenzt ist. Gerade mal zwei Interpreten wagen beim diesjährigen Internationalen Orgelsommer in der Konstantin-Basilika die musikalisch-sportliche Kombination - vielleicht kommt noch mit Beate Rux-Voss (26. Juli) eine Organistin dazu. Jedenfalls wird Thomas Ospital aus Paris am 2. August nicht nur die monumentale Liszt-Fantasie über Giacomo Meyerbeers Opern-Choral "Ad nos" spielen - und die natürlich auf der Eule-Orgel -, sondern auch Bach und dessen norddeutschen Vorgänger Nicolaus Bruhns (1665-1697). Für beides ist die Schuke-Orgel wie geschaffen, während sich Mozarts f-Moll-Fantasie auf dem großen, neuen Instrument von 2014 entschieden besser machen dürfte.
Für Martin Bambauer ist es sicherlich Ehrensache, auch die ältere, in der Größe bescheidene und doch vorzügliche Orgel zum Klingen zu bringen. Der Kirchenmusiker der Evangelischen Gemeinde Trier, der von der Öffentlichkeit fast unbemerkt zu Jahresanfang den Titel eines Kirchenmusikdirektors (KMD) erhielt, wird zur Zyklus-Eröffnung am Mittwoch, 5. Juli (20.30 Uhr), auf der Schuke-Orgel Nicolaus Bruhns spielen, außerdem von Dietrich Buxtehude eine Fantasie über "Ein feste Burg" und von Bach die Triosonate Nr. 3 sowie Präludium und Fuge g-Moll BWV 535. Dann eilt der KMD zur großen Orgel und wird bei Charles Marie Widors Symphonie Nr. 6 sozusagen alle Register ziehen. Für ein stilistisches und vor allem akustisches Kontrastprogramm ist also gesorgt.
Insgesamt acht Konzerte umfasst der diesjährige Basilika-Orgelzyklus. Die finden mittwochs um 20.30 Uhr statt. Wie immer ist das Angebot an Interpreten und Programmen reichhaltig, zumal sich Martin Bambauer vor Organisten-Anfragen kaum mehr retten kann.
Martin Setchell aus Neuseeland verspricht mit einer Übertragung von Mussorgskys "Bilder einer Ausstellung" jedenfalls anschauliches Hörvergnügen (12. Juli), Krzysztof Ostrowski aus Danzig wird als Improvisator auftreten (16. August). Martin Welzel, der auf der Trierer Domorgel Reger einspielte, kommt mit Musik des englischen Spätromantikers Percy Whitlock (1903-1946) in die Basilika (16. August). Und der auch als Cembalist profilierte Rudolf Innig beschließt den Zyklus mit Ives, Barber und Gershwins "Rhapsody in blue" (23. August). Das Konzert von Ami Hoyano (9. August) könnte in der Reihe ein Höhepunkt werden. Die Japanerin errang den 1. Preis im Orgelwettbewerb Dudelange. Bambauer ist begeistert: "Wie sie die Stahlhut-Orgel dort behandelt hat, war einfach fantastisch." Star-Organist Wolfgang Rübsam übrigens, der für das Abschlusskonzert vorgesehen war, hat abgesagt. Er könne sich für nur ein Konzert die Reise aus den USA nach Europa nicht leisten, ließ er verlauten.Extra: DER ORGELSOMMER IN DER KONSTANTIN-BASILIKA
KMD Martin Bambauer (Bruhns, Buxtehude, Bach und Widor) am 5. Juli, Martin Setchell (Lanquetuit, Vierne und Mussorgsky) am 12. Juli, Krysztof Ostrowski (Gerald Near, Langlais und Improvisation) am 19. Juli, Beate Rux-Voss (Bach, Karg-Elert, Messiaen, Duruflé u.a.) am 26. Juli, Thomas Ospital (Bruhns, Bach, Mozart, Liszt) am 2. August, Ami Hoyano (Boely, Mozart, Vierne, Alain u.a.) am 9. August, Martin Welzel (Percy Whitlock) am 16. August und Rudolf Innig (Parker, Ives, Barber, Gershwin) am 23. August. Karten gibt es im TV-Service-Center Trier, unter der TV-Tickethotline 0651/7199-996 sowie unter <%LINK auto="true" href="http://www.volksfreund.de/tickets" text="www.volksfreund.de/tickets" class="more"%>