Gans in Weiß: Pe Werner überzeugt in der Trierer Tuchfabrik

Trier · Ob ekelhafte Liebespärchen oder alberne Hochzeitsrituale - wenn Pe Werner von der Liebe singt, dann bedient sie nicht die klassischen Klischees. Mit viel Humor, Poesie und Selbstironie hat die Sängerin am Samstag dem Publikum in der Tufa einen unterhaltsamen Abend bereitet.

 Im Brautkleid: Pe Werner besingt die zweifelhaften Freuden der Hochzeit. TV-Foto: Daniel John

Im Brautkleid: Pe Werner besingt die zweifelhaften Freuden der Hochzeit. TV-Foto: Daniel John

Trier. Liebe macht blind, sagt man. Oder turteltaub. So nämlich heißt das aktuelle Bühnenprogramm von Pe Werner, mit dem sie am Samstag in der Trierer Tuchfabrik gastierte. Im weißen Kleid mit Brautschleier besingt die 51-Jährige im Titelsong die "Gans in Weiß" mit Plastiktüll und Reis im Dekolleté.
Obwohl sie das "Kribbeln im Bauch", das zu ihrem bekanntesten Titel wurde, bereits vor mehr als 20 Jahren verspürte, ist Pe Werner noch immer die Fachfrau für Lieder über die Liebe. Teilweise romantisch, manchmal melancholisch, bisweilen bitterböse, oft humorvoll.
"Trier ist so schön, das muss man sich nicht schön trinken", sagt sie, nachdem sie sich mit einer Flasche in der Hand durch den Mary-Roos-Schlager "Aufrecht geh\'n" getorkelt hat. Nur eines findet sie "ekelhaft": all diese Liebespärchen, die ihre Lieblingsbank belagern und denen sie den Erstickungstod beim Zungenkuss wünscht. "Eine öffentliche Grünanlagenpest", heißt es im Liedtext. Der stammt von Fabian Schläper, viele ihrer Stücke schreibt Werner aber auch selbst.
Passt in keine Schublade


Das Programm ist eine Mischung aus Liedern der mit dem German Jazz Award ausgezeichneten CD "Mondrausch" und bekannten Titeln anderer Interpreten wie "Cello" von Udo Lindenberg oder Peter Igelhoffs 30er-Jahre-Schlager "Der Onkel Doktor hat gesagt, ich darf nicht küssen". Für die musikalische Begleitung sorgt das Trio de Luxe, Adam Zolynski an der Violine, Martin Bentz am Cello und Peter Grabinger am Klavier. Mit dem würde sich Pe Werner gerne eine große Portion Kamasutra ("Wie schmeckt das eigentlich?") beim Inder bestellen. Überhaupt ist das Essen eines der Lieblingsthemen der Frau, die sich in die "Fress-PD" wählen lassen will, um das Kalorienzählen zu verbieten, wie es in "Prima essen gehen" heißt. Ihr Schlankheitstipp: sich mit dicken Männern zu umgeben. "Das streckt!"
In eine Schublade lässt sich Pe Werner nicht stecken: für Schlager ist sie zu tiefgründig, für Jazz zu wenig experimentell, für Comedy zu hintersinnig, für Kabarett zu unpolitisch. Chanson und Kleinkunst beschreiben noch am ehesten das, was sie macht. Damit fällt sie zwar durch das Raster mancher Spartenradios und Fernsehformate. Umso mehr macht es aber Spaß, ihre Vielseitigkeit live auf der Bühne zu erleben. Das Publikum erhebt sich zum Dank und spendet stehend frenetischen Beifall.

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