Ganz klar und eindeutig ungeordnet: Piet Klocke in der Trierer Tufa

Trier · Als Kabarettist in der Rolle des zerstreuten Professors, der nie Sätze zu Ende spricht, kennt man Piet Klocke. Jetzt hat er sich im Rahmen der Tufa-Lesereihe "Die Humorprofis" als Autor vorgestellt.

 Piet Klocke brilliert besonders, wenn er seinem ureigenen Mutterwitz freien Lauf lässt. TV-Foto: Anke Emmerling

Piet Klocke brilliert besonders, wenn er seinem ureigenen Mutterwitz freien Lauf lässt. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Hat man erst einmal ein Image, ist es sehr schwer, sich davon zu lösen. Besonders, wenn es ein so markantes und zum Typ passendes ist, wie das von Piet Klocke. Jeder kennt ihn als zerstreuten Professor, der endlos frei assoziiert und mit unvollständigen Sätzen und schlaksigen Bewegungen skurril-komische Bilder in der Zuschauer-Fantasie erzeugt.
In der Tufa nun klemmt der 1,93-Meter-Mann mit den feuerroten Haaren hinter Tisch und Mikrofon. Den Eindruck, dort etwas deplatziert zu sein, wischt er anfangs mit Humor weg. Es wird gelacht, auch über die Erklärung, warum er sich heute als Autor vorstellt: "Bei manchen Sätzen kommen mir die Tränen, deshalb schreibe ich sie auf, dann sind sie weg."
Doch als Klocke die "verschwundenen Sätze" dann ausformuliert und atypisch vollständig aus seinem Buch "Kann ich hier mal eine Sache zu Ende?" vorliest, verstummt das Lachen weitgehend. Mit einer selbstironischen Bemerkung bringt Klocke das Problem selbst auf den Punkt: "Mein Handicap ist, dass niedere und hohe Minne miteinander kämpfen." Beliebig reiht er Kalauer ("Pisa, das kann ja nur schiefgehen") und Aphorismen ("Das Leben ist interessant, wenn man die Zeit dazu hat") aneinander. Beides wird weder ganz dem Anspruch an Tiefe und literarische Qualität noch wirklich witziger Unterhaltung gerecht.
Klocke will offensichtlich neue Wege beschreiten, sich literarisch Vorbildern wie Heinz Erhardt oder Karl Valentin annähern. Er will aber auch bestehende Erwartungen befriedigen. Das geht nicht überzeugend auf. "Im Grunde genommen sind die meisten Probleme schnell gemacht", weiß er selbst und schafft dann doch noch den Dreh, die 130 Zuschauer wieder zu gewinnen. Und zum Schluss befreit er sich endlich gänzlich aus der Autoren-Leserolle, mit einem starken, weil assoziativ-humorigen Exkurs über die Unzulänglichkeiten der Evolution. Dafür gibt es dann auch Riesenapplaus. ae

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