Ganz nah am Prinzip Hoffnung

Trier · Katastrophenstimmung angesichts des künftigen Intendanten ist im Philharmonischen Orchester Trier ausgeblieben. Stattdessen verfolgen die Musiker aufmerksam, aber auch mit vorsichtigem Optimismus die Entwicklung, die sich am Trierer Theater abzeichnet. Am kommenden Donnerstag findet das 1. Sinfoniekonzert der neuen Spielzeit statt.

Trier. Die Grundstimmung ist erstaunlich gelassen. Die Orchestermitglieder, die Ursula Heckmann vom Orchestervorstand zum Gespräch eingeladen hat, verbreiten einen positiven Mix aus Aufmerksamkeit und Gelassenheit. Sogar ein kleines Stück Aufbruchstimmung ist dabei.
Das war schon einmal anders. Vor einigen Wochen hatten Äußerungen des designierten Trie-rer Intendanten Karl Sibelius noch für Unruhe gesorgt. Da wurde die Bemerkung kolportiert, ein Theater könne auch ohne Orchester auskommen. Das ist mittlerweile ausgeräumt. Ursula Heckmann: "Wir haben mit Sibelius gesprochen, und er hat uns zugesichert, das Orchester bleibe in der jetzigen Form erhalten."
Wobei mit dieser mündlichen Zusage noch längst nicht alle bestehenden und künftigen Probleme erledigt sind. Welche Rechtsform Theater und Orchester haben sollen, ist weiterhin offen. Auch wenn freie Stellen wieder besetzt werden - was gleichfalls mündlich zugesagt wurde: Unklar bleibt, ob es dann Befristungen gibt, ob die Geltung des bestehenden Tarifs entfällt, ob vielleicht das gesamte Tarifwerk Schritt für Schritt seine Geltung verliert und was sonst noch im Arbeitgeber-Arsenal lagert. Auch darum bleibt, trotz manch positiver Aussichten, eine für Orchestermusiker nicht untypische Skepsis. "Wir warten ab", sagt Trompeterin Griseldis Lichdi.
Besucherzahlen steigen


Dabei trifft die aktuelle Situation die Philharmoniker nicht unvorbereitet. In den vergangenen Spielzeiten hat sich das Orchester breit aufgestellt und vom Schema eines Opern- und Konzertorchesters eindeutig emanzipiert. Fagottistin Wilma Koch und Ursula Heckmann zählen einige Aktivitäten auf: Orchesterfest, Weltmusik, Klassik um elf, Familienkonzerte, Mitmachkonzerte für Schüler, Kinderkonzerte, kleine Gruppen des Orchesters im Schulunterricht.
Nicht alles wurde vom Orchester angeschoben. Aber überall sind die Philharmoniker engagiert dabei. "Am Anfang standen rein künstlerische Intentionen", sagt Griseldis Lichdi. Dass diese jetzt auch kulturpolitische Auswirkungen haben könnten, ist wohl ein glücklicher Zufall. Denn die neue Beweglichkeit zeigt Wirkung. Obwohl in Luxemburg die Philharmonie lockt, steigen beim Trierer Orchester die Besucherzahlen.
An Abbau mag in dieser Situation niemand denken. Ursula Heckmann: "Mit einem kleineren Orchester können wir unseren Auftrag nicht mehr erfüllen." Das Sparpotenzial sei ausgereizt. Vielleicht könne eine Änderung der Rechtsform, zum Beispiel eine GmbH, die Verwaltung einfacher und billiger machen. Und eine Option wurde bislang vernachlässigt: das Orchester an andere Veranstalter auszuleihen und damit Geld zu verdienen.
Hervorragende Zusammenarbeit


Dann kommt das Gespräch fast zufällig auf den Trierer Generalmusikdirektor. Die Zusammenarbeit mit Victor Puhl sei hervorragend, sagen alle einhellig, und man hat nicht den Eindruck, dieses Urteil sei taktisch motiviert.
Und das 1. Sinfoniekonzert am Donnerstag? Sind Mendelssohn, Brahms und Richard Strauss nicht allzu bekannt und allzu romantisch-konservativ? Allgemeiner Widerspruch! Sehr angemessen sei das für einen Saisonstart, sagt Bratscher Fernando Bencomo. Und Ursula Heckmann setzt noch eins drauf. "Ich weiß gar nicht mehr, wann ich zuletzt die Dritte von Brahms gespielt habe."
1. Sinfoniekonzert am Donnerstag, 18. September, 20 Uhr, im Trierer Theater. Strauss: Don Juan, Mendelssohn Bartholdy: Violinkonzert (Solistin: Sayako Kusaka), Brahms: 3. Sinfonie.

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