Ganz reale Armut in Trier

Trier · Zur aktuellen Armut-Ausstellung in Trierer Museen bringen die Tufa Trier, die Trierer Tafel und Karussell e.V. zusammen ein "Tufa-Tafeltheater" auf die Bühne. Arbeitslose, Rentner, Ehrenamtliche und Studenten setzen darin teils eigene Erfahrungen wie auch gesellschaftliche Positionen zum Thema Armut in Szene.

Trier. Unmittelbar gegenüber der Tufa ist der Verein Trierer Tafel zu Hause, der von Armut betroffene Menschen mit Lebensmitteln unterstützt.
Die räumliche Nachbarschaft ist jetzt zur Partnerschaft geworden, mit dem Projekt "Tufa-Tafeltheater", das Tufa-Chefin Teneka Beckers anlässlich der Armut-Austellung in Trierer Museen angestoßen hat. Seit November arbeiten Hartz-IV-Empfänger, Rentnerk, Kunden und ehrenamtliche Helfer der Trierer Tafel sowie Studenten des mit Regie und Organisation betrauten Theatervereins Karussell e.V. am Stück "Darfs noch ein bisschen mehr sein", in dem sie ihre persönlichen Erfahrungen, aber auch gesellschaftliche Positionen zum Thema Armut künstlerisch umsetzen.
Einer von ihnen ist Winfried Zang, der aus gesundheitlichen Gründen seinen Beruf als Möbel-Tischler aufgeben musste, nach Umschulung als Bauzeichner arbeitete, bis ihn Computer ersetzten, sich dann als CAD-Administrator fortbildete, als Mittfünziger nun aber bestenfalls schlecht bezahlte Zeitarbeitsverträge bekommt und gegenwärtig von Hartz IV lebt.
Davon erzählt er im Stück und wird auch mal richtig laut: "Mir bleibt nur noch, für 7,50 Euro freiwillig in die Sklaverei zu gehen."
Austausch konträrer Positionen


Wie diese Szene sind auch alle anderen nicht vorher geschrieben, sondern im Austausch durchaus konträrer Positionen Schritt für Schritt entwickelt worden, zum Beispiel aus Gesprächsfetzen beim gemeinsamen Mittagessen. Klar war anfangs nur, dass Aufhänger und Zentrum des Stücks die Tafel sein sollte: "Da gibt es viele Vorurteile abzubauen, zum Beispiel, dass eine solche Einrichtung den Staat aus seiner Verantwortung entlässt oder die soziale Hängematte verstärkt", sagt Beate Steinke, die schon zehn Jahre für die Trierer Tafel arbeitet. Denkanstöße dazu haben die Akteure beispielsweise als Fernseh-Talkrunde mit Oswald von Nell-Breuning und Karl Marx inszeniert.
Dabei geht es ihnen nicht nur um die Debatte, ob die Tafel solidarische Christenpflicht sein oder durch gesellschaftlichen Systemwechsel überflüssig gemacht werden sollte. Vielmehr geht es um die kritische Frage nach Versagen von Religion und Politik im Hinblick auf Armut. "Gerade bei einem so ernsten Thema ist es wichtig, eine bildliche Ebene zu finden", sagt Regisseur Roman Schmitz.
Das Stück arbeitet mit Spielszenen, Videoprojektionen und Musik, die 25 Akteure im Alter von 25 bis 74 Jahren zuweilen mit Humor, um das existenzielle Thema leichter zugänglich zu machen. "Darfs noch ein bisschen mehr sein", realisiert mit Unterstützung des Sozialdienstes katholischer Frauen, des Fonds Soziokultur, der Kulturstiftung Sparkasse Trier und unter Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Klaus Jensen, feiert am Donnerstag, 12. Mai, um 20 Uhr im großen Saal der Tufa Premiere. Weitere Vorstellungen am 14., 20. und 21. Mai 2011 jeweils um 20 Uhr.
Tickets in den TV-Service-Centern, unter der TV-Tickethotline 0651-7199-996 und online unter www.volksfreund.de/tickets. Leistungsempfänger zahlen nur 1 Euro.

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