"Ganz Trier ist eine Ausstellungsfläche"

TRIER. Konstantin ante portas - die Vorbereitungen zur Konstantin-Ausstellung sind in vollem Gang.

So langsam wird‘s ernst mit der Landesausstellung über den spätrömischen Kaiser, der von Trier auszog, das alte römische Großreich zurückzugewinnen und seinen Soldaten das Kreuz der Christenheit auf den Schild malte. Für 2007 ist die Gedächtnisschau geplant, genau 1700 Jahre, nachdem der denkwürdige Römer, dem die Fachwelt einen genialen politischen Instinkt bescheinigt, sich zum Augustus ausrufen ließ. Was Wunder, dass manch ein beteiligter Wissenschaftler unruhig mit den Füßen scharrt. Beim Land rumort es in den Kulissen

Und auch beim Land rumort es kräftig in den Kulissen. Damit der Kaiser trotz eindrucksvoller Hinterlassenschaften nicht doch am Ende außen vor bleibt, ist ein dichtes Netzwerk aus Partnern und Einrichtungen im Aufbau. "Ohne partnerschaftlich enge Zusammenarbeit kann man dieses große Projekt nicht realisieren", bestätigt Kulturstaatssekretär Roland Härtel. Um Konstantin attraktiv zum Leben zu erwecken, braucht es Geld, Personal und Know-how aller Art. Schließlich soll die Sache der Region, den Bürgern und auch noch der Wissenschaft nützen. Gemeinsam mit im Boot sollen deshalb nach dem Willen des Landes die Stadt Trier, der Kreis, das Bistum, die Universität und natürlich IHK und Handwerkskammer sitzen. Kooperationsverträge sollen Leistung, Beiträge und Beteiligung der einzelnen Partner regeln. "Bisher sind dazu bereits außerordentlich konstruktive Gespräche geführt worden" - so Konstantin- Landesbeauftragter Härtel. Dass sich die alte Römerstadt Trier mit der "hochkarätigen" Schau 2007 bestens als großregionaler Partner der Kulturstadt Luxemburg sehen lassen kann, bestätigt auch Triers OB Schröer. "Eine herausragende Persönlichkeit wie Konstantin und das Alter unserer Stadt ist nicht nur ein herausragendes Alleinstellungsmerkmal, es passt auch bestens in die städtische Marketing-Strategie". Um sich angemessen präsentieren zu können, müsse allerdings mancherorts die Infrastruktur verbessert werden, fordert Schröer, etwa bei der Eingangssituation im Städtischen Museum Simeonstift. Zu den engagiertesten Befürwortern des Projekts zählt seit jeher die Handwerkskammer Trier, deren Geschäftsführer Hans-Hermann Kocks einer der geistigen Väter der Schau ist. "Ich erwarte starke Impulse für die Region von dieser Ausstellung", sagt Kocks. "Viele römische Stätten führen bislang ein Schattendasein, über so eine Ausstellung können wir unser antikes Erbe wesentlich attraktiver präsentieren." Wie Schröer begrüßt auch Kocks den "grenzüberschreitenden Effekt" des Projekts. Grundsätzlich zugesagt hat die Kammer ihre finanzielle Beteiligung. Über genaue Summen muss wie auch sonst noch verhandelt werden. Klar scheint die gesellschaftliche Organisation. Eine Ausstellungs GmbH mit Aufsichtsrat und Sitz im landeseigenen Gebäude im Areal der Barbarathermen soll Trägerin des Projekts werden. Ein Kaufmännischer und ein im Kulturmanagement erfahrener Geschäftsführer sollen sich darin die Geschäftsführung teilen. Zusammenarbeit mit Konstantinopel in Planung

Voraussichtlich Anfang 2004 wird die GmbH ihre Tätigkeit aufnehmen. Die Projektleitung selbst soll beim Lenkungsausschuss und seinem Vorsitzenden Härtel (der TV berichtete) verbleiben. Als wissenschaftlicher Berater soll zudem ein externer Konstantin-Spezialist gewonnen werden. Geplant ist überdies die Zusammenarbeit mit den Archäologen in Konstantinopel, wo derzeit Konstantins Kaiserpalast ausgegraben wird. Mit einem Kosten-Volumen von etwa sechs Millionen Euro rechnet Härtel für die Superschau. Unterstützung erhofft man sich von der Kulturstiftung Rheinland-Pfalz und der Kulturstiftung der Länder sowie von der Europäischen Union. Hilfe leisten soll zudem ein Förderkreis der Wirtschaft, für den sich Hans-Hermann Kocks stark machen will. Die Prägung einer Gedächtnismünze, Eintrittsgelder und der Katalogverkauf sollen zudem zur positiven Bilanz beitragen. Regionales Morgenrot verspricht sich auch die "Initiative Region Trier" vom Konstantin- Revival. "Wenn Konstantin professionell umgesetzt wird", rechnet Geschäftsführer Born mit einer deutlichen Image-Verbesserung für den Standort. Image-Verbesserung erhofft

Und auch die Wissenschaft blickt hoffnungsfroh auf den Sohn der heiligen Helena. "Mit einem solchen Thema gewinnt Trier internationale Bedeutung," sagt Museumschef Winfried Weber. Der Direktor des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums hält die Landesausstellung gleichermaßen für eine "große Chance wie für eine große Herausforderung". Bei aller Notwendigkeit, Konstantin publikumswirksam zu präsentieren, müsse das Konzept wissenschaftlich seriös und sorgfältig erarbeitet werden, mahnt Weber. Da werde die Zeit knapp. Konkurrenzlos bleibt der Ausstellungsstandort. "Ganz Trier mit seinen Römerbauten und dem Dom ist im Grunde Ausstellungsfläche". Nicht zuletzt das muss touristisch genutzt werden. Trier und Rheinland-Pfalz Touristik gehören deshalb zu den selbstverständlichen Partnern der Ausstellungsplaner. Und was am schönsten wäre: "Es wäre eine große Gemeinschaftsleistung, wenn es uns gelänge, den größten Teil der Ausstellung außerhalb des Landeshaushaltes zu finanzieren", wünscht sich Härtel.

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