Garstig bis zur Schmerzgrenze

Trier · Wenn Ingo Appelt loslegt, dann gibt es kein Halten mehr. Der Komiker redet ohne Punkt und Komma und das stundenlang. Dabei lässt er kein Tabu aus. Wie ein roter Faden durchzieht das ewige Betteln des Mannes um Sex das Programm, das Appelt mit einer äußerst rustikalen Ausdrucksweise präsentiert.

 Ingo Appelts Show ist eine Gratwanderung an den Grenzen des Humors. TV-Foto: Nora John

Ingo Appelts Show ist eine Gratwanderung an den Grenzen des Humors. TV-Foto: Nora John

Trier. Zart besaitet sollten die Zuhörer von Ingo Appelt nicht sein. Wenn er loslegt, dann geht es gleich richtig zur Sache. Er spart nicht an drastischen Ausdrücken - die sich für den Abdruck in der Zeitung nicht eignen. Die 250 Zuhörer in der Trierer Tufa scheinen aber ziemlich robust zu sein, denn Appelt bringt das Publikum am Sonntagabend fast immer zum Lachen.
Dabei nimmt er beständig die Unterschiede von Mann und Frau aufs Korn. Männer zeichnet er als grunzende Primaten, die ständig um Sex betteln und ansonsten nur noch Bier und Fußball im Kopf haben. Frauen dagegen sind nach Appelts ironischer Darstellung Göttinnen, die immer das Sagen haben. "Frauen sind nie an etwas schuld", behauptet der Komiker. "Die haben immer gute Gründe", oder es sei "alternativlos" gewesen, sagt er in Anspielung auf Angela Merkel.
Witze über Angela Merkel


Die Kanzlerin, "ein Mann, gefangen in einem Hosenanzug", nimmt Appelt auch immer wieder aufs Korn. Und das ist manchmal richtig böse. Dabei dürfe man über Frau Merkel keine Witze machen, behauptet Appelt. Über Kohl und Schröder gebe es ein ganzes Witzbuch, aber Merkel sei eine Frau, und da sei das verboten. "Merkel ist unkaputtbar. Die sitzt wie ein Indianer an der Spree und wartet, dass ihre Feinde tot vorbeischwimmen."
Richtig in Fahrt kommt Appelt, als er sich auf die Kirche einschießt. Der ehemalige Papst Benedikt habe Kleidchen getragen, dazu Spitzchen und rote Lackschühchen. "Holala", näselt der Komiker. "Gegen Schwule sein, aber rumlaufen wie die letzte Fummeltrine." Natürlich spart er nicht mit Seitenhieben auf pädophile Priester, die teilweise so böse sind, dass manch einem Zuhörer das Lachen im Hals steckenbleibt.
Keine Tabuthemen


Aber auch andere Gruppen verschont Appelt nicht mit garstig-galligen Bemerkungen. Ob Rentner, Rollstuhlfahrer, Ausländer, Schwule, kein Thema ist zu heikel, um nicht als Grundlage für Appelts mitunter zweifelhaften Humor zu dienen. Und damit begibt sich der Komiker auf eine Gratwanderung. Er reißt Witze, die nicht mehr witzig sind. Das empfindet zumindest ein Teil des Publikums so. An manchen Stellen droht die Stimmung zu kippen.
Uneingeschränkt zum Lachen sind aber Appelts Parodien. Perfekt kann er seine Kollegen Michael Mittermaier, Martin Schneider, Mario Barth oder Johann König imitieren. Wunderbar seine Darstellung des ewig nuschelnden Til Schweiger. Zu ganz großer Form läuft Appelt auf, als er Herbert Grönemeyer nachmacht. Das Publikum lacht und klatscht begeistert. Zumindest so lange, bis Appelt wieder ins Schlüpfrige abgleitet und zeigt, wie Grönemeyers Lieder auf dem stillen Örtchen entstehen.
Gegen Ende der Show macht Appelt noch den Udo Lindenberg und zieht sich dabei langsam aus, bis er nur noch im frivolen Höschen auf der Bühne steht. Es folgt ein amüsierter Aufschrei, als er den Zuschauern sein nur von Netzstoff verhülltes Hinterteil zeigt.

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