Geht ein Baum zum Rockkonzert

Luxemburg · Die amerikanische Alternative-Band Cake wurde im ausverkauften Atelier in Luxemburg von vielen textsicheren Fans gefeiert.

Luxemburg. Cake? Ist das nicht diese Band, die es nur mit Hilfe von Coversongs ("I Will Survive", "Perhaps, Perhaps, Perhaps") mal kurzzeitig zu größerer Bekanntheit geschafft hat, seitdem aber kaum noch von sich hören lässt? Falsch, sehr falsch: Die vor 20 Jahren im kalifornischen Sacramento gegründete Band haut seit 1994 regelmäßig ihre meist selbst produzierten Alben raus; und auch wenn seit "Pressure Chief" tatsächlich schon sieben Jahre vergangen sind, schaffte es das aktuelle Album "Showroom of Compassion" nicht nur kurzzeitig an die Spitze der amerikanischen Albumcharts, sondern die Band verfügt auch über eine große und treue Fangemeinde. Vor allem in den Staaten, aber auch in Luxemburg, wo vom ausverkauften Atelier fast jeder Song euphorisch begrüßt und textsicher mitgesungen wird.
Der charakteristische Cake-Sound entsteht vor allem durch den häufigen Einsatz des Trompeters Vince DiFiore, der vielen Songs einen jazzigen oder Mariachi-artigen Stempel aufdrückt. Aber auch der oft in lakonischen Sprechgesang verfallende Stil, mit dem John McCrea seine sarkastischen Songs dann mehr rappt als singt, sind ein Markenzeichen - neben dem meist staubtrockenen, rauen Sound, besonders des Gitarristen.
Insgesamt hat die Band ein sehr bodenständiges Image, und auch in Luxemburg zeigen sich die Musiker als ehrliche Arbeitstiere: Ohne Vorband fangen sie früh an und spielen, von einer Pause unterbrochen, zwei komplette Sets: Besonders die zweite Konzerthälfte bietet jede Menge Kracher. Dabei scheint Cake in Sachen Publikumsbeteiligung durchaus verwöhnt: Obwohl die halbe Halle genau weiß, dass Schafe in den Himmel kommen und Ziegen in die Hölle, und das auch immer wieder lautstark skandiert, reicht John McCrea der Einsatz nicht: "Das ist so einfach, das verstehen sogar die Leute auf der Empore, die mich nur wie Kühe anglotzen."
So richtig passiv verhält sich dagegen der junge Baum, der neben den Musikern auf der Bühne steht: Bäume sieht man ja sonst eher selten auf Rockkonzerten. Später schenkt McCrea den Baum dem ersten, der die Art erkennt. Richtig, eine Buche. Der Fan aus Dudelange bekommt das Gewächs allerdings nur unter der Auflage, regelmäßig ein Foto von sich und dem Baum auf der Cake-Website hochzuladen. Damit der Glückliche sein Versprechen auch hält, gibt McCrea der versammelten Menge ansonsten "die Erlaubnis, ihn zur Strecke zu bringen, ihr kennt ja jetzt alle sein Gesicht". Und nach soviel Herzlichkeit verabschiedet Cake sich dann aus dem Atelier mit: "I Will Survive." fgg

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