St. Wendel. Das früher zum Teil penetrante Missionsgebaren Naidoos hat sich verflüchtigt, das Publikum erlebte bei seinem Auftritt am Bostalsee einen lockeren und durchaus selbstironischen Star, der ausgiebig aus seinem Hit-Reservoire schöpfte. Vom Lied, das "meine Lippen verlässt" ging es über den nicht so ganz leichten Weg bis hin zum "Nichts, das so schön ist wie du". Sowieso: "Und was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir zusamm\'n."
Den aktuellen Hit "Bei meiner Seele", überraschend als "Gute-Laune-Lied" angekündigt, präsentierte der Mannheimer schon in der Mitte der Show. Aus dem Hintergrund stapfte dabei plötzlich ein schwergewichtiger Rapper nach vorne, der sich als Moses Pelham entpuppte. Mit ihm verbindet Naidoo eine lange Geschichte enger Zusammenarbeit, einem schlimmen Zerwürfnis, jahrelangem Rechtsstreit und jüngster Versöhnung. Jetzt umarmten sich beide auf der Bühne, der bekennende Christ Naidoo und der einstige Schläger Moses P. (berühmt vor allem für Stefan Raabs Nasenbeinbruch).
Nicht nur Naidoos bekannte Songs wurden bejubelt, sondern auch solche von seinem neuen Album wie "Hört, hört". Dass er musikalisch ein Perfektionist ist, ahnte man schon immer; seit der Castingshow "The Voice of Germany" besteht darüber Gewissheit. Klar, dass seine vier Begleiter keine Schwächen aufwiesen und hochwertigen Chorgesang ablieferten. Schade nur, dass Naidoo seinen Instrumentalisten keine Gelegenheit gab, ihr Können zu zeigen, abgesehen von einigen Soli von Gitarrist Alex Auer. Einem seiner Vorbilder, der Band Massive Attack, huldigte er nicht nur mit der Konservenmusik vor dem Konzert, sondern auch mit einem Teil aus deren Song "Teardrop".
Nach dem Ende des Programms läutete der Kurpfälzer mit "ja geht noch änner?" den Zugabenblock ein. Dennoch gab die Menge danach noch immer keine Ruhe, so dass der sichtlich erfreute Star ein letztes Mal auf die Bühne ging. Auch wenn es zu diesem Zeitpunkt schon recht kühl war, wurde den Fans da doch warm ums Herz. red