Geist und Gefühl als Klangerlebnis

Hoch eindrucksvoll haben Philippe Herreweghe und das Orchestre des Champs Elysées sowie das Collegium Vocale Gent & Accadmia Chigiana Siena in der Luxemburger Philharmonie Werke von Wolfgang Amadeus Mozart gespielt.

 Konzentriert auf das Wesen der Musik: Philippe Herreweghe.Foto: Philharmonie

Konzentriert auf das Wesen der Musik: Philippe Herreweghe.Foto: Philharmonie

Luxemburg. (er) "Musik kommt aus dem Geist", hat Philippe Herreweghe einmal gesagt. Aufgabe der Interpreten ist es, den Geist ihrer Entstehungszeit dem zeitgenössischen Hörer zu vermitteln, ohne dabei das Werk zu beschädigen. Dem belgischen Dirigenten gelingt ein solcher Brückenschlag. Meisterlich versteht er sich auf die Kunst, ein historisches Werk über die Zeit aktuell zu halten. Einmal mehr hat er das jetzt wieder in der Luxemburger Philharmonie bestätigt.

Trotz historischer Aufführungspraxis buchstabiert Herreweghe keine Partituren. Der studierte Psychiater, der sich erst im zweiten Studiengang berufsmäßig der Musik zuwandte, kristallisiert gleichsam den Geist der Musik aus der Komposition heraus. Nach Luxemburg war Herreweghe mit dem Orchestre des Champs Élysées gekommen, das er leitet, und mit seinem Hausensemble, dem Collegium Vocale Gent & Accademia Chigiana Siena. Ein Hauch von Trauer lag über dem Abend mit Mozarts Sinfonie Nr.40 in g-Moll, KV 550. Mit ihren wunderbaren alten Instrumenten schufen die Musiker einen intimen Seelenraum, in dem sich widerstreitend die Gefühle fingen.

Herreweghe ließ die bekannte Sinfonie als Kammerspiel musizieren, transparent, streitbar mit fein ausgearbeiteten Instrumentenstimmen. Ein als Klang ausgetragener Kampf zwischen Hoffnung und rasender Verzweiflung, dessen Musik weit in die Romantik vorausweist. Am Ende setzt sich darin trotz tröstlicher Dur-Klänge das Wissen um Vergeblichkeit durch.

Großartiges, klanggewordenes Frömmigkeitsgefühl war auch Mozarts Requiem nach der Pause. Herreweghe ließ dem Stück seine grandiose Gewalt, aber er ließ mit scharfen Konturen spielen, kontrastreich mit klar voneinander abgesetzten Blöcken. Langer Applaus im vollen Haus.

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