"Gelangweilt habe ich mich nie"

Von 1971 bis 1973 war sie Soloflötistin im Orchester Trier und danach Mitglied im Luxemburger Orchester. Vor wenigen Wochen ging Barbara Geiser in den Ruhestand. Im Gespräch mit dem TV blickt sie zurück.

 Barbara Geiser. Foto: OPL

Barbara Geiser. Foto: OPL

Luxemburg. "Ich wollte nicht immer Operetten spielen." Barbara Geiser sagt es, lacht und fügt hinzu, natürlich seien Operetten wichtig, damals wie heute. Damals, das waren die Jahre von 1971 bis 1973, als sie Soloflötistin im Städtischen Orchester Trier war. Damals, das war auch die Zeit, in der das Trierer Orchester nur noch aus einem Rumpfensemble bestand, 36 Musiker. 1973 wechselte sie ins RTL-Orchester Luxemburg, das heute den stolzen Titel eines "Orchestre Philharmonique du Luxembourg" führt. Vor wenigen Wochen ist Barbara Geiser in den Ruhestand verabschiedet worden.

Luxemburg war "große Provinz"



Geboren und aufgewachsen in Basel, Studentin und dann freie Künstlerin in Paris, Orchestermusikerin in Trier und schließlich Luxemburg - Barbara Geiser bringt etwas Kosmopolitisches mit, das sich mit Provinzialität jeder Couleur schwer verträgt. Vielleicht spielte das mit bei ihrem Wechsel nach Luxemburg. Denn für Sinfonien und große Opern war die Stammbesetzung des Trierer Orchesters viel zu klein, und die Aushilfen verstärkten den Klangkörper, ohne ihn zu verbessern.

Und Luxemburg damals? Sicherlich, das RTL-Orchester war größer, und man wurde besser bezahlt als in Trier. Sicherlich, es war ein reines Konzertorchester ohne anstrengende Musiktheaterdienste. Aber Luxemburg war damals "große Provinz". Die Rundfunkanstalt unterhielt den Klangkörper nicht aus kulturellem Interesse, sondern nur, um die Sendefrequenzen zu behalten.

Barbara Geiser hat die RTL-Zeiten erlebt und mitgezittert, als der Sender nach Freigabe der Satellitenfrequenzen das Orchester nicht mehr finanzierte. Auch die Übernahme durch den Staat im Jahr 1996 war keineswegs selbstverständlich. Doch der Orchestervorstand, in dem Barbara Geiser aktiv war, hat die Politiker mit drei Argumenten überzeugt: Gastorchester bezahlen in Luxemburg keine Steuern. Mit Gastmusikern lässt sich kein Programmkonzept umsetzen. Und schließlich bedeutet ein Orchester für ein Land auch positive Außendarstellung.

Die Flötistin hat nach ihrem Wechsel Kontakte zu den Trie rer Kollegen weiter gepflegt. "Auch dieses Orchester ist besser geworden", sagt sie und erwähnt dabei István Dénes, Generalmusikdirektor zwischen 1995 und 2008. "Ein ausgezeichneter Musiker". Mit einem entscheidenden Manko: "Er war zu lange da."

Rostropovitch, ein "genialer Musiker"



Barbara Geiser hat bedeutende Musiker erlebt. Mstislav Rostropovitch zum Beispiel, der große Cellist, der auch dirigierte. "Ein technisch begrenzter Dirigent", sagt sie. "Aber ein genialer Musiker".

Und ihre Vorlieben? Strawinskys "Sacre", Mahler, Schubert, Mozart, aber auch Zeitgenössisches - Ivo Malec, Wolfgang Rihm, György Ligeti und der Luxemburger Georges Lentz. Musik, die sie liebt und zu deren Aufführung sie Wichtiges beitrug. "Es war ein schöner Beruf." Anstrengend gewiss, aber: "Gelangweilt habe ich mich nie."

Und dann gibt Barbara Geiser noch etwas Wichtiges mit: "Das Orchestre Philharmonique wird häufig unterschätzt. Es ist ein großartiges Orchester mit einem enormen Potenzial." Sie sagt es, und ihrem Tonfall ist anzuhören: Dahinter steckt echte Überzeugung.

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