Gelungener Schlussakkord

Trier · Einen krönenden Abschluss hat das Two Tenors Project des saarländischen Saxofonisten Johannes Müller der Reihe "Jazz im Brunnenhof" beschert. 280 Zuhörer genossen ein abwechslungsreiches Repertoire aus legendären Stücken großer Jazz-Saxofonisten.

 Johannes Müller (links) und sein Partner am Saxofon, Julian Argüelles, sowie Bassist Dietmar Fuhr brillierten beim Auftritt des Two Tenors Project im Brunnenhof. TV-Foto: Anke Emmerling

Johannes Müller (links) und sein Partner am Saxofon, Julian Argüelles, sowie Bassist Dietmar Fuhr brillierten beim Auftritt des Two Tenors Project im Brunnenhof. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Wie wesentlich nicht nur Professionalität, sondern auch (internationale) Vernetzung eines Musikers für die Qualität seiner Projekte ist, hat sich beim achten und letzten Konzert der Trierer Reihe "Jazz im Brunnenhof" gezeigt. Denn dafür musste der aus Saarlouis stammende Saxofonist Johannes Müller einige Umbesetzungen in seinem Two Tenors Project vornehmen. Nicht nur, dass sein Partner am Saxofon, Tony Lakatos, wegen Verpflichtung in der hr-Bigband ausgefallen war, zu allem Überfluss hatte sich auch noch der Drummer und diesjährige Jazz-Award-Preisträger Oliver Strauch den Arm gebrochen und Bassist Laurent Gautier ebenfalls absagen müssen. Doch dank Müllers Kontaktnetz stand schließlich mit Jean-Yves Jung am Piano, Dietmar Fuhr am Bass und Jean-Marc Robin an den Drums eine Besetzung von solchem Format auf der Bühne, dass keine Wünsche offenblieben.
Als Gast und Solopartner hatte sich Müller mit dem britischen Tenorsaxofonisten Julian Argüelles gar einen Star der europäischen Szene ins Boot geholt, den er nach eigenem Bekunden bewundert. Warum, war beim Konzert aus Klassikern großer Saxofonisten wie John Coltrane oder Benny Golson schnell klar. Besonders bei Balladen wie "Old Folks" oder "Body and Soul" kristallisierte sich in Argüelles\' Spiel eine einzigartige Kombination aus technischer Virtuosität und Gefühl heraus. Fast samtig ist seine Anblastechnik, die Töne mit spielerischer Leichtigkeit zu fließenden Melodiesträngen verbindet und dem Saxofonklang die Qualität hochdifferenzierten Gesangs verleiht. Doch auch Müller selbst brillierte, in passgenau abgestimmten Duett-Einsätzen mit Argüelles und als Solist in Kurt Weills "Moritat von Mackie Messer" oder auch Coltranes Paradestück "Giant Steps". Ebenfalls als Solist tat sich Pianist Jean-Yves Jung hervor, oft buchstäblich als treibende Kraft, zum Beispiel in Benny Golsons "Blues March".
Ein abwechslungsreicher, hochprofessioneller und mitreißender Musikgenuss! ae
Das Jazz-Festival gibt es seit 18 Jahren, in dieser Zeit kamen insgesamt 43 700 Besucher zu 129 Konzerten mit 988 Musikern. 2011 legten die Zuschauerzahlen wieder zu. Bei besseren Rahmenbedingungen (Wetter und Gastronomie) wurden an acht Veranstaltungstagen insgesamt 1700 (1350 in 2010) und durchschnittlich 213 (170) Besucher gezählt. Doch eine Annäherung an alte Höchstmarken von 3000 bis 5000 Besuchern blieb erneut aus. Thomas Schmitt, Vorsitzender des Jazzclubs EuroCore: "Es gibt eine Veranstaltungsinflation in Trier und Umgebung, die für uns besonders hinsichtlich der Frage Kunst oder Kommerz ein Problem darstellt." Dadurch sei auch das ehemalige Alleinstellungsmerkmal "Open Air in historischer Kulisse" verlorengegangen. ae

Meistgelesen
Neueste Artikel
Blöde Technik
Vinyl der Woche: Seasons in the Sun – Terry Jacks Blöde Technik
Zum Thema
Aus dem Ressort