Genie und Technik

DAUN. (gkl) Ganz dem konzertanten Cembalo und dem Schaffen von Johann Sebastian Bach war ein Abend im Forum Daun gewidmet. Veranstalter dieses Abends für alte Musik war die Villa Musica mit ihrer Konzertreihe "Kammermusikalische Gäste".

Eine Perle von ganz besonderem Glanz stellen im Gesamtschaffen von Johann Sebastian Bach seine Konzerte für Cembalo und Streicher dar. Sie gelten als Vorläufer dessen, was wir heute als Klavierkonzerte kennen. Der lange Zeit unpopulären Stellung des Kielflügels und dem Bestreben, viele Werke anderer Komponisten aus der Übergangszeit zwischen dem Cembalo und dem Hammerflügel unbedingt auf dem moderneren Instrument zu interpretieren, ist es zu verdanken, dass die Nummern 1052 bis 1065 als auch 971 bis 987 (Konzerte für Cembalo solo) heute nur selten auf Konzertprogrammen zu finden sind. Im Forum Daun stellte der Cembalist Christian Rieger fünf dieser glanzvollen Edelsteine der Klaviermusik seinem Publikum vor. Ihm zur Seite stand mit Florian Deuter und Monica Waisman (Violine), dem Bratscher Wolfgang von Kessinger, dem Cellisten Markus Möllenbeck und Johannes Eßer an der Violone ein Streichquintett, das sich aus ausgewiesenen Fachleuten für barocke Literatur zusammensetzte. Was die sechs Musiker den Zuhörern boten, war ein Erleben auf verschiedensten Ebenen. Durch die Minimierung der Streicherbesetzung, unterstützt von der sehr trockenen Akustik des Raumes, wurde das dichte Geflecht der einzelnen Stimmen in äußerst beeindruckender Weise deutlich. Dazu kam das im Vergleich zu modernem Instrumentarium sehr intime und verhaltene Klangbild der historischen Streichinstrumente, das dem Gesamteindruck eine eigene Atmosphäre verlieh. Ein exquisiter Seidenglanz prägte den Klang der Stimmen, ergab zusammen mit dem perlenden Charakter des Soloinstrumentes eine wundervolle Symbiose. Rieger hatte offensichtlich zu Beginn des Abends einige Probleme, sich in die Werke einzufinden. Im eröffnenden Concerto E-Dur, BWV 1053, stand er einige Male in der Gefahr, die Kontrolle über seinen Part zu verlieren. Mit zunehmendem Verlauf aber legte sich dies, wodurch schon das A-Dur-Concerto, BWV 1055, ein affektgeladener Genuss wurde. Nahtlos konnten in dieser Beziehung das Solokonzert C-Dur, BWV 976, und das berühmte Concerto d-Moll, BWV 1052, mit glänzender Virtuosität nach der Pause hier anknüpfen. Zu leiden hatte allerdings der Klang des Finalwerks der "Kammermusikalischen Gäste" unter den technischen Errungenschaften unserer modernen Zeit. Die Klimaanlage des Raumes machte sich insbesondere bei der prägnanten Violone unangenehm bemerkbar, deren Darmseiten auf den kühlenden Luftzug deutlich reagierten. Bei aller spieltechnischen Professionalität war hier an eine saubere Intonation nicht mehr zu denken. Kleine Unstimmigkeiten bei einem überzeugenden Abend, wie man ihn leider viel zu selten erleben kann.

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