Im vollen Mergener Hof Ein legendäres Metal-Album der 80er live in Trier

Fünf Dinge, die der TV-Reporter bei der Aufführung des Metal-Konzeptalbums „Operation: Mindcrime“ im Mergener Hof in Trier gelernt hat. Der für ihn überraschendste Punkt hat mit dem Auftritt von Geoff Tate dabei nur am Rande zu tun.

 Ruft die Revolution aus: Geoff Tate zeigt, dass das legendäre „Operation: Mindcrime“-Album seiner früheren Band Queensryche heute noch wichtig ist.

Ruft die Revolution aus: Geoff Tate zeigt, dass das legendäre „Operation: Mindcrime“-Album seiner früheren Band Queensryche heute noch wichtig ist.

Foto: Andreas Feichtner

Ein einstündiges Album aus den späten 80ern komplett am Stück spielen? Gute Idee!

Ich wurde mal 35. An einem Apriltag im aktuellen Jahrtausend. Es ist noch keine Äonen her. Aber zumindest so lange, dass ich größere Erinnerungen an den Tag verdrängt habe oder einfach nie welche hatte. Weil sich 35 ja nicht anders anfühlt als 34 oder 36, nur ungerader. Es ist ja auch kein Jubiläum – außer, es muss aus PR-Gründen eins her, um eine Tournee besser zu bewerben: So mag es Geoff Tate ergangen sein, der vor 35 Jahren als Sänger von Queensryche eine ziemlich geniale Idee hatte. Da erschuf er mit „Operation: Mindcrime“ eines der ersten Metal-Konzeptalbum der 80er - und eines der interessantesten gleich dazu. Mit seinen Ex-Kollegen von Queensryche hat sich Tate schon vor Jahren zerstritten. Die Aufführungsrechte für die „Operation: Mindcrime“-Story über den an der Spritze hängenden Nikki, der sich einer revolutionären Terror-Organisation anschließt, hat Tate aber behalten. Es ist auf jeden Fall eine gute Idee, das einstündige Album nochmal komplett am Stück aufzuführen, ob Jubiläum oder nicht. Da passt der Spannungsbogen, außerdem kennen die meisten Fans im Mergener Hof die Platte noch aus ihrer eigenen Kindheit oder Jugend. Sie können an den richtigen Stellen die Revolution ausrufen, die Pink-Floyd-Anleihen in „Suite Sister Mary“ wiederentdecken oder der Liebe abschwören („I don’t Believe in Love“). Bloße Erinnerungen sind nun kein Qualitätskriterium. Aber Geoff Tate, der Mann mit der markanten Glatze, bringt das mit seiner Band sehr überzeugend rüber.

So sah es in den 80ern aber auf keiner Bühne aus!

Die Bühne im MJC-Keller ist klein. Sicher sehr klein für jemanden, der schon weltweit in großen Arenen gespielt hat und dessen Ex-Band 20 Millionen Alben verkauft hat. Aber für Geoff Tate und seine Bandkollegen wird’s trotzdem nicht eng, sie mögen es sehr aufgeräumt auf der Bühne. Da stehen keine großen Verstärker oder Monitorboxen (dafür gibt’s ja Ohrhörer), es liegen auch keine üppigen Effektpedal-Sammlungen. Und für ein Rockkonzert noch untypischer: Drummer Daniel Laverde trommelte auf E-Drums. Das mag für Puristen gewöhnungsbedürftig sein – aber der Sound ist sehr gut, druckvoll, aufgeräumt. Das gilt nicht nur für das Schlagzeug.

Eine Institution ist im Mergener Hof auf Abschiedstour (nein, nicht Geoff Tate!)

Michael Schmitt (hier auf einem Archivfoto von 2020) hört zum Jahresende im Mergener Hof auf.

Michael Schmitt (hier auf einem Archivfoto von 2020) hört zum Jahresende im Mergener Hof auf.

Foto: TV/Andreas Feichtner

Ob nun Metalbands auftreten oder Rapper, ob Punkrocker kommen oder ob Techno-DJs auflegen: Michael Schmitt war und ist eigentlich immer irgendwo zu finden, wenn im historischen Gewölbekeller des Mergener Hofs etwas los ist - und das ist nicht gerade selten der Fall. Das wird sich ändern. Der 53-Jährige ist sozusagen auf Abschiedstour. Er hört zum Jahresende auf eigenen Wunsch auf, ohne jeden Groll - aus gesundheitlichen Gründen. Als Gast wird er seinem „Baby“ erhalten bleiben. Schmitt hat maßgeblichen Anteil am stetig ausgebauten Veranstaltungsangebot im Club in der Rindertanzstraße.

Oh, es gibt ja noch Kuschelrock-Sampler!

Geoff Tate spielt Operation Mindcrime im Mergener Hof Trier
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Geoff Tate bringt Metal-Klassiker auf die Bühne (Fotos)

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Foto: Andreas Feichtner

Als letztes Stück vor den Zugaben kündigt Geoff Tate „Silent Lucidity“ an, das sei einer seiner Lieblingssongs. Auf jeden Fall ist die orchestrale Ballade vom Album „Empire“ der größte Hit von Queensryche. Und dass das Stück heute noch frisch klingt, dafür gibt es zumindest ein Indiz: „Silent Lucidity“ hat im vergangenen Jahr – 32 Jahre nach der Veröffentlichung – noch einen Platz auf „Kuschelrock 36“ gefunden. Unter anderem neben Robbie Williams, Dua Lipa und Michael Patrick Kelly.

Zu hoch, zu schwer? Die Skepsis ist unbegründet!

Geoff Tate wird von Kritikern zu den besten Metalsängern gezählt. Die hohe, klare Stimme ist das Markenzeichen des gebürtigen Stuttgarters (dort wurde er als Sohn eines US-Militärs geboren), der im US-Staat Washington auch als leidenschaftlicher Winzer bekannt ist. Leicht zu singen ist das alles nicht, mancher Kollege scheitert da – aber der 64-Jährige ist bestens bei Stimme, souverän in jeder Hinsicht. Gemeinsam mit seinen deutlich jüngeren Bandkollegen aus den USA, Schottland und Irland ergibt das eine gut 100-minütige Show, die sich absolut lohnt. Da kann er beim nächsten Trier-Besuch auch gerne „37 Jahre Operation: Mindcrime“ feiern.

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