Geschichte aus dem Bronze-Eimer

Seit seinem Bestehen bemüht sich der Archäologiepark Belginum in Morbach, keltische Kultur im regionalen und internationalen Zusammenhang aufzuarbeiten. Die Mühe lohnt sich: Funde von Weltbedeutung zeigt die neue Schau "Situlen" (Gefäße), die in Zusammenarbeit mit dem Naturhistorischen Museum Wien und dem Museum Bibracte (Burgund) entstand.

 Keltischer Prachtmantel. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Keltischer Prachtmantel. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. (er) Die Wiener Kollegen haben sich wirklich nicht lumpen lassen. "Hätte nicht gedacht, dass die so wertvolle Sachen herausrücken", ist am Rande der Eröffnung der Ausstellung "Situlen" aus berufenem Mund zu hören. Die neue Schau im Archäologiepark Belginum, die im Naturhistorischen Museum Wien konzipiert wurde, zeigt tatsächlich ausgesprochen exquisite Stücke. Weltstars der Archäologie sind darunter wie die "Situla" aus dem berühmten Grab im slowenischen Vace und ihre Kollegin aus Kuffern in Niederösterreich.

Allein die beiden Schönheiten lohnen die Reise auf den Hunsrück. Die "Situla" (zu Deutsch Gefäß) ist ein kleiner Eimer aus Bronzeblech, der zum Mischen von Wein und Wasser und zum Aufbewahren von Flüssigkeiten verwendet wurde. Verbreitet waren die archäologischen Kleinodien wohl vor allem in Oberitalien, Slowenien und in der österreichischen Keltenhochburg Hallstatt, nach der ein ganzes Zeitalter benannt ist. Die Situlen in Belginum stammen allesamt aus Gräbern der jüngeren Hallstatt-Zeit (etwa 650 bis 475 vor Christus). Hochattraktiv ist ihr wunderbarer Bilderschmuck.

Die kunstvoll getriebenen Reliefs zeugen nicht nur von einer versunkenen Hochkultur. Ihre lebendigen Darstellungen von Menschen, Tieren, Umzügen, von Kriegern und Sportlern erzählen spannende Geschichten vom keltischen Leben vor 2500 Jahren. Allerdings bergen die kulturgeschichtlichen Bilderbücher noch jede Menge Rätsel. "Wir müssen den Situlen-Code entschlüsseln", sagt Anton Kern, der Leiter der prähistorischen Abteilung im Wiener Museum und Kurator der Schau.

Unverkennbar ist der Einfluss antiker Kunst auf die Darstellungen und damit die Durchdringung keltischer und mediterraner Kultur und Bildersprache. Als greifbare zeitgenössische Wirklichkeit treten die übrigen gezeigten Fundstücke aus den Reliefs: Helme, Gürtelschnallen, Rüstungen, Schwerter, Vasen und Schalen dazu eine Urne und ein Prachtmantel. Die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlägt die mangels Raum etwas eng gestellte Schau, indem sie die Abbildungen in historischen Spielszenen belebt und ihnen zeitgenössische Szenarien gegenüberstellt. Der Auskunftswert solcher Animationen ist freilich begrenzt. Auch was ähnlich aussieht, kann sich im Wesen unterscheiden. So ist ein griechischer Wettkampf etwas völlig anderes als ein hier gezeigtes Formel Eins-Rennen.

Die Ausstellung läuft bis zum 28. Juni. Weitere Informationen im Internet unter www.belginum.de.

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