Glänzender Auftakt in bewährtem Ambiente

Mit einem nuancenreichen Konzert des Mario-Stantchev-Sextetts ist das 14. Festival der Reihe "Jazz im Brunnenhof" eröffnet worden. Trotz widriger Wetterbedingungen kam eine beachtliche Zahl von Zuschauern, um höchste künstlerische Qualität von Musik aus dem Saar-Lor-Lux-Raum wieder am angestammten Platz im Brunnenhof an der Porta Nigra zu erleben.

 Mit hochkarätigem Jazz und guter Laune sorgte Mario Stantchev für einen gelungenen Festival-Auftakt.TV-Foto: Anke Emmerling

Mit hochkarätigem Jazz und guter Laune sorgte Mario Stantchev für einen gelungenen Festival-Auftakt.TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. "Ich freue mich sehr, dass wir wieder zurück sind im einmaligen Ambiente unseres Brunnenhofes." Viel Applaus begleitet diese Worte von Thomas Schmitt vom Jazzclub Eurocore, der in Kooperation mit dem Kulturbüro der Stadt Trier und unter Schirmherrschaft von Ministerin Malu Dreyer "Jazz im Brunnenhof" veranstaltet. Das Festival mit insgesamt acht Konzerten findet in diesem Sommer, nach vorübergehender Auslagerung in den Telekom-Innenhof, wieder am angestammten Platz vor der imposanten Kulisse von Simeonstift und Porta Nigra statt. Nicht nur das hat trotz herbstlicher Kälte und Nässe über 80 Gäste zur Eröffnung gelockt. Stantchev stellt sein "Traumsextett" zusammen

Mit dem bulgarischen Pianisten Mario Stantchev und seinem Sextett steht Jazz mit internationalem Renommee auf dem Programm, einerseits Tradition beim Festival, andererseits Auftakt für eine besondere Reihe zum Kulturhauptstadtjahr, die interregionale Bands und "Special Guests" präsentiert. Stantchev, Leiter der Jazzabteilung des Conservatoire de Lyon und Professor für Jazzpiano in Metz, hat weltweit mit bedeutenden Jazzgrößen auf der Bühne gestanden und CDs eingespielt. Für seinen vierten Auftritt in Trier (drei davon im Regen) hat er sich sein "Traumsextett" zusammengestellt, "Leute, mit denen ich schon immer spielen wollte." Kein Wunder, dass sich von Anfang an stimmige Chemie zwischen Stantchev, Hugo Reydet (Kontrabass), Alain Couffignal (Schlagzeug), Ugo Lemarchand (Saxofon), Pierre Drevet (Trompete) und Francesco Castellani (Posaune) äußert. So in Stantchevs Komposition "Berlin 1989", bezogen auf den Mauerfall, der für ihn als Bulgaren besondere Bedeutung hatte. Große Bandbreite der Gefühle

Auf der Grundlage eines Trommelwirbel-Rhythmus', der an militärischen Marsch und die unaufhaltsamen Schritte Millionen der Freiheit zustrebender Menschen erinnert, tragen alle Musiker das Spektrum unterschiedlicher Gefühle mit, das Stantchev in sensiblem Pianospiel vorgibt. Wellen der Melancholie bis Euphorie brausen durch das Stück, das, wie die folgenden, sorgfältig durchkomponiert und -strukturiert, ausgefeilt Balance hält. Scheinbar improvisiertes Chaos findet Ausgleich in melodiöser Harmonie, Soli wechseln mit fast orchestralen Passagen, Elegie mit Temperament. "Jetzt spielen wir ein bisschen Jazz", leitet eine Hommage an Duke Ellington ein, die mit erfrischendem Swing mitreißend ausfällt. Insgesamt aber ist es eher ein Konzert leiserer Töne, das mit "Reflektionen" gut betitelt wäre. Als zweiter kreativer Kopf tritt darin Posaunist Francesco Castellani, in Trier noch bekannt aus der "Alb Hardy Showband" hervor. Einfühlsam setzt er sowohl sein Instrument als auch die Stimme ein und bereichert damit einen ohnehin farben- und facettenreichen Abend, der als schöner Auftakt Neugier auf die nächsten Konzerte weckt. Die Konzerte finden bei jedem Wetter donnerstags um 20 Uhr im Brunnenhof statt. Die nächsten Termine: 12. Juli Luxembourg Jazz Bigband, 19. Juli Johannes Müllers Jazz Mile feat. Andy Harderer, 26. Juli Frank Nimsgern Group feat. Aino Laos & Darius Merstein.

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