Trier Glanzvolle Musik in der optischen Unterwelt
Trier · Abgründe und Höhepunkte: Das Philharmonische Orchester Trier präsentiert „Glanz und Gloria“ in der Europahalle.
Wie bitte? Tobt sich bei „Glanz und Gloria“ tatsächlich Wilhelm Zwo mit seiner „schimmernden Wehr“ aus? Aber ein Titel ist bei einem Konzert das eine und die aufgeführte Musik das andere. Da lässt sich diese Veranstaltung der Trierer Philharmoniker bei etwas gutem Willen auch als klingendes Orchesterporträt verstehen. Oder auch als eine Form legitimer Selbstdarstellung bei Musikern, die sonst unauffällig im Tutti mitspielen.
Und noch ein Aspekt ist dazu angetan, Titel und Konzept zu akzeptieren. Was da erklang, ist ja eine Summe unterschiedlicher Musikstile im 19. und 20. Jahrhundert und damit für Musikfreunde heute eine Art musikhistorisches Panorama. Zwei im Prinzip unterschiedliche, ja sogar gegensätzliche Formationen traten dazu in der Europahalle an. Es waren die Blechbläser des Orchesters und als Kontrapunkt dazu sechs der philharmonische Streicher für das Sextett op. 18 von Brahms – zweifellos Schwerpunkt im Programm.
Und so vertieften sich die Streicher in die düsteren Abgründe und die elysischen Schönheiten dieser bedeutenden Komposition. Sie steigerten ihre Interpretation bisweilen zu sinfonischer Wucht und behielten doch das Gefühl für den romantisch innigen Tonfall und die zarten Klangflächen dieser Musik. Und die Bläser: Klar und fest im Klang, sensibel und doch entschieden, frei von allen gefährlichen Misstönen. Das durchweg klassizistische, an Brahms orientierten Bläserquintett von Victor Ewald (1860-1935) lässt sich auch als Musik eines Übergangs zwischen den beiden Gruppen verstehen – immerhin lautet der Untertitel der Veranstaltung „Kammermusik für Blechblasinstrumente und Streichsextett“. Die Bläsergruppe verlegte sich zudem nicht auf ein unterschiedsloses Dauerforte. Sie differenzierte Lautstärke und Klang. Man hört und staunt: Welch ausgeprägte Lyrik ist bei dieser Besetzung möglich!
Es mag ja sein, dass sich Francis Poulencs Sonate für Horn, Trompete und Posaune witziger musizieren ließe. Dafür entschädigte der Schwung, mit dem die Bläser Enrique Crespos Spirituals angingen. Nur der musikalische Ausklang fiel enttäuschend aus. Mozarts diffiziles „Ave Verum“ robust mit Streichern und Bläsern zu garnieren – ob das wohl eine gute Idee war?
Im Übrigen offenbarte sich erneut die Problematik der nicht vorhandenen der Trierer Konzertsäle. Weil an diesem Abend Regen drohte, hatte man die Veranstaltung vom Brunnenhof in die Europahalle verlegt. So spielte sich die glanzvolle Musik vor schwarzer Kulisse in abgedunkeltem Raum ab – eine Art optischer Unterwelt. Die Begeisterung der rund 150 Besucher war trotzdem ungetrübt.