Musik Glaube, Liebe, Hoffmann

Trier · Das Konzert des Liedermachers Klaus Hoffmann in der Trier: Nicht gut besucht, aber poetisch und kraftvoll.

 Der Liedermacher Klaus Hoffmann in der Trierer Europahalle.

Der Liedermacher Klaus Hoffmann in der Trierer Europahalle.

Foto: TV/David Falkner

Die Bühne der Trierer Europahalle ist schlicht geschmückt: Nur ein Flügel steht da, das schwarz lackierte Holz glänzt im Licht. Der Vorhang hinter der Bühne leuchtet in farbigem Licht. Ein Barhocker steht da, noch ist er leer. Eine Gitarre. Jetzt betritt Hawo Bleich die Bühne, Hoffmanns Pianist, der Mann, der mit seinem zurückgenommenen, sanften Spiel die musikalische Grundlage schafft für Hoffmanns helle Stimme, die auch mal laut werden kann. Bleich verbeugt sich in klassischer Pianisten-Manier tief und schwunghaft, sein blondes Haar leuchtet im Bühnenlicht. Das Publikum klatscht, fröhlich, freudig erregt ob des Konzertabends, der bevorsteht. Und dann geht es los.

„Hab mich oft verzagt, in Dunkelheit verloren“, heißt es im Lied Leise Zeichen von Sänger Klaus Hoffmann. Letztes Jahr feierte er seinen 65. Geburtstag und sein 40. Bühnenjubiläum. Müde ist er noch lange nicht, nur ein bisschen nachdenklich, ein bisschen sentimental. Aber war er das nicht eigentlich schon immer?

„Ich war wie ungeboren, sah nicht die Hoffnung, nicht den Glauben, nicht, was alles Leben eint“, heißt es in „Leise Zeichen“. Leise Zeichen – der Song, die CD, die der aktuellen Tour des Allround-Künstlers (Sänger, Buchautor, preisgekrönter Schauspieler) seinen Namen gibt, ist bereits Hoffmanns zweiundzwanzigstes Studioalbum. Zweiundzwanzig. Hoffmann ist ein nimmermüdes Arbeitstier, ein scheinbar unerschöpflicher Quell der Poesie. Das nächste Album ist schon erschienen, die nächste Tour geplant.

Die Trierer Europahalle ist nur gut zur Hälfte gefüllt. „Die Zuhörer sterben weg“, witzelt einer der Gäste, „Ist doch schade, dass so wenig los ist“, sagt ein anderer. Der TV-Reporter gehört mit Mitte Zwanzig eindeutig zu den jüngsten im Saal, vielleicht ist er sogar der jüngste.

„Wir müssen wach sein, wach sein“, heißt es in „Leise Zeichen“. „Ich will kein Rentner sein“, wird Klaus Hoffmann später auf der Bühne in seiner charakteristischen, leicht säuselnden Stimme erzählen, „ich will nie Rentner sein, ich hasse dieses beige.“ Und die Leute werden lachen, es wird viel gelacht an diesem Abend. Hoffmann ist melancholisch, aber nicht ohne Humor, Hoffmanns Texte sind nachdenklich, aber gleichzeitig kraftvoll und entschlossen. Das Publikum lauscht ihm andächtig, geht mit. Die Zuhörer lauschen mit Lächeln auf den Lippen, versinken in den poetischen Bildern, die Hoffmann mit Musik und Worten malt: Da ist wenig Gejohle und Gejubel, das ist eine introvertierte Erfahrung. Die Gäste in der Europahalle kennen und schätzen ihren Klaus und seine Art, sie kennen seine Lieder, sprechen teilweise die Texte mit wie ein Abendgebet.

„Sah in den Augen eines Kindes, was ihm sein Herz erzählt“, singt Klaus Hoffmann in „Leise Zeichen“. „Hörte die Worte eines Fremden, was ihm sein Herz erzählt.“ Hoffmann erzählt von seiner Kindheit, seiner Jugend, von den 68ern und allem was dazugehört: „Alle trugen Bärte, auch die Frauen – so war das damals“. Der Liedermacher erzählt von Kneipen und Theaterbühnen und singt von Liebe, Hoffnung und Vertrauen. Ganz ohne Starallüren, natürlich und ungekünstelt. Angesichts seiner langen Karriere schöpft Hoffmann aus einem riesigen Lied-Repertoire: „Blinde Katharina“ gehört zum Programm, „Es regnet immer auf Sylt“, oder „Amsterdam“. Natürlich singt Hoffmann auch die aus dem Französischen übersetzten Chansons, für die er bekannt ist, „Sie“ von Charles Aznavour, das die meisten wohl in der englischen Fassung von Elvis Costello aus dem Film „Notting Hill“ kennen, oder „Bitte geh nicht fort“, das im Original der Belgier Jacques Brel gesungen hat („Ne me quitte pas“). Alles alte Schinken, könnte man sagen, und man hätte wohl nicht ganz Unrecht damit. Aber Hoffmann lebt nicht nur in der Vergangenheit, das bringt seine Produktivität mit sich: Auch die Flüchtlingskrise oder den US-amerikanischen Rumpelpräsidenten Donald Trump spricht er an.

„Fand auf dem Weg wonach wir alle suchten“, singt Klaus Hoffmann. „Trotz Gewalt und Hass und Stein, sah die Hoffnung jeden Tag, wie ein Licht zum Himmel schreien – leise Zeichen, leise Zeichen.“

„Glaube, Liebe, Hoffmann“, wird er an diesem Abend mehrmals sein Credo aufsagen, und das Publikum wird mitsprechen wie ein Chor, der an seinen Lippen hängt. „Sie sind ein wunderbares Publikum“, sagt der Sänger. „Bitte tun Sie mir einen Gefallen, seien Sie in 40 Jahren noch da.“

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