Gleiche Lieder, andere Gesichter
Der Bandname als Streitthema: Warum erfolgreiche Gruppen wie die Beach Boys, Barclay James Harvest, Asia oder Wishbone Ash live in verschiedenen Varianten und völlig anderen Besetzungen auftreten.
Trier/Bitburg. Barclay James Harvest hat seinen Platz in den Geschichtsbüchern sicher. Das mag an Klassikern wie "Hymn" oder "Life is for Living" liegen, aber auch an einem Konzert: Juli 1987. Als erste westliche Rockband gibt das britische Quartett ein Open-Air-Konzert in Ost-Berlin. West und Ost rücken näher. Zehn Jahre später existiert längst nur noch ein Deutschland. Aber dafür trennt ein tiefer Graben Barclay James Harvest. Der Vierer ist in zwei Blöcke zerfallen. Beide halten aber am großen Namen fest: Die eine BJH-Seite wird angeführt von Sänger und Bassist Les Holroyd. Die andere von Sänger und Gitarrist John Lees. Daran hat sich bis heute nichts geändert (auch wenn Original-Schlagzeuger Mel Pritchard zwischenzeitlich verstorben ist). "Es gibt derzeit keine freundschaftliche Beziehung zwischen den beiden Bands", sagt Roland Nilles diplomatisch. Er ist Geschäftsführer des Merziger Veranstalters "Kultopolis" und kennt die Problematik, wenn sich Bands um Namensrechte streiten.
Nilles hat Les Holroyd & Co. schon mehrfach in die Region geholt. Etwa 2007 zu einem Open Air im eindrucksvollen Ambiente des Schlossparks Weilerbach (Eifelkreis Bitburg-Prüm). Am 13. März 2010 gastiert Holroyd zudem in Losheim. Der Veranstalter sorgt auch dafür, dass am Samstag vor dem Auftritt der Manfred Mann's Earth Band in der Stadthalle Bitburg das legendäre Wishbone-Ash-Album "Argus" (1972) live zu erleben sein wird. Auf die Bühne gebracht von "Martin Turner's Wishbone Ash". Gründungsmitglied, Bassist und Sänger der Band. Der Zusatz "Turner's" ist entscheidend. Denn die Namensrechte an Wishbone Ash hat Andy Powell. Der wiederum hat sich mit seinen Kollegen bereits einen guten Ruf in der Region erspielt und kehrt am 21. Januar in den Ducsaal Freudenburg zurück. Zwei alte Kollegen, die um die gleiche Klientel buhlen. Kein Wunder, dass auch das Verhältnis zwischen Turner und Powell als zerrüttet gilt. "Letztlich müssen die Fans entscheiden, wer das bessere Konzert gibt", sagt Nilles: "Aber Qualität muss da sein, sonst hilft auch der Name nichts."
Viele Bands profitieren von der Patina früherer Erfolge. Der Name ist Markenzeichen, lockt das Publikum. Das wiederum weiß manchmal kaum mehr, was es bekommt. Beispiele: Die drei noch lebenden Beach-Boys-Mitglieder spielen alte Klassiker - aber in drei Bands. Auch von den Bay City Rollers oder Jefferson Airplane gibt es "Filialen". Manchmal hat es selbst das Original schwer. Die vier prominenten Gründungsmitglieder von Asia haben sich wiedervereinigt. Aber auch der deutlich unbekanntere Ex-Sänger beansprucht den Namen - er macht als "Asia feat. John Payne" weiter.