Legendärer Liedermacher Auf ein Bier im Orkan der Begeisterung

Trier · Der Liedermacher Götz Widmann feiert in der Tufa eine furiose Party mit 200 Fans.

 Götz Widmann in der Tufa. Foto: Dirk Tenbrock

Götz Widmann in der Tufa. Foto: Dirk Tenbrock

Foto: Dirk Tenbrock

Eins ist sicher: Die kurzfristige Schließung des Exhauses und die daraus erwachsene Solidarität unter den Kulturschaffenden Triers stärkt den Zusammenhalt. So wurde das lange geplante Konzert des Liedermachers Götz Widmann aus dem Exhaus in die Tuchfabrik (TuFa) verlegt, die 200 Fans füllten den großen Saal. Und die waren wohl überwiegend Wiederholungstäter, schon der Begrüßungsapplaus glich einem Orkan. Ein musikalischer Orkan ist auch Götz Widmann, nur mit seiner akustischen Gitarre und seiner starken Stimme bewaffnet kommt er über das Publikum. Mit seinen mittlerweile 54 Jahren hat er nichts von seiner Energie eingebüßt, obwohl seine Texte etwas erwachsener geworden sind. Sie kreisen nicht mehr überwiegend um „saufen, kiffen und ficken“. Schon noch relativ oft, etwa wenn es darum geht, dass es im Deutschen kein romantisches Wort für den Penis gibt, oder – in einem alten Song, den viele mitsingen können – darum, dass ihm viel daran liegt zu erfahren, wie sich gerade die oder die oder die Frau im Bett anstellt. Überhaupt, mitsingen: das Publikum von jung bis (mittel-)alt ist textsicher, begeistert, euphorisch, mancher an der Grenze zur Hysterie. Da giggeln und lachen einige, dass sogar Widmann sich zur Frage veranlasst fühlt: „Was habt ihr denn genommen? Das will ich auch haben!“

Er bekommt dann ein Bier von den Fans, immerhin. Einige alte, wilde Songs, wechseln mit neuen von seinem 2020er-Album „Tohubawohu“ ab, es geht, ganz zeitgeistig, auch um Nachhaltigkeit, ein Wort, das Widmann, seit er mit einer Mitarbeiterin einer grünen Bundestagsabgeordneten liiert ist, bis zum Exzess gehört hat. Dabei ist er ein guter Kerl, den das Publikum zu Recht feiert, ein überzeugter Europäer, wie er mit einem flammenden Appell zur Einigkeit beweist. Allein beim Fußball ist er politisch unkorrekt, er hasst die „Oranjes“, obwohl er Holland sonst so mag. Überhaupt sei unser Dasein auf Erden, das jedes Einzelnen, ja schon ein Geschenk „wie ein Lotto-Jackpot“, also Chance Eins zu Einhundertvierzigmillionen. So viele Samenzellen machen sich nämlich auch bei jedem Ejakulat auf den Weg zur Eizelle. Und nur einer kann gewinnen – jeder, der hier anwesend ist, ist also ein Jackpot-Knacker. Und das wird gefeiert!

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