Goldschatz in der Tuchfabrik entdeckt

Trier · In Topform und mit dem frischen, hochaktuellen Programm "Goldfinger" hat sich der Mainzer Kabarettist Lars Reichow in der Tufa Trier präsentiert. Mit originell verknüpften Wort- und Chanson-Vorträgen nahm er die europäische Finanzkrise aufs Korn und trieb dem Publikum die Lachtränen in die Augen.

 Mit dem goldenen Mantel schlüpft Lars Reichow in einen vom Reichtum verdorbenen Charakter. TV-Foto: Anke Emmerling

Mit dem goldenen Mantel schlüpft Lars Reichow in einen vom Reichtum verdorbenen Charakter. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Gut ist schon der Anfang des Programms. Lars Reichow singt die Titelmelodie des 007-Agenten-Films "Goldfinger", verpackt in rhythmischen Lautgesang, und macht damit klar: So, wie Europas Finanzmotor jetzt stottert, können eigentlich nur noch zwei Dinge helfen, Gold und James Bond. Gut ist auch das Ende, denn da hebt Angela Merkel auf Anraten des Mainzer Handkäses, der unter den teils schon stinkenden europäischen Problemkäsen in ihrem Kühlschrank gewaltig leiden muss, in James-Bond-Manier Goldfingers Goldschatz. Es sind die geheimen, weil schmutzigen, Goldreserven der Schweizer Banken, damit können die Griechen nun weiter in der Sonne liegen und Berlusconi weiter Bunga Bunga feiern.
Was dazwischenliegt, ist mehr als gut, eine Aneinanderreihung satirischer Perlen auf einem aus den Themen Gold, Wert, Reichtum und Krise gesponnenen roten Faden. Der knüpft fast immer im persönlich-privaten Bereich an, ein tolles Stilmittel, um über Wiedererkennungs- und Aha-Effekte zu abstrakt-gesamtgesellschaftlichen Phänomenen oder Sichtweisen überzuleiten. Da erzählt Reichow beispielsweise, wie er für die übliche Ausleihe des Rasenmähers bei seinem Nachbarn plötzlich ein Pfand abgeben soll. Denn weil er sein Auto schon vier Jahre fährt und nicht in Urlaub war, hat die Nachbarschafts-Rating-Gemeinschaft seine Abstufung von Hausnummer 3a auf 2a beschlossen.
Bissig und nachdenklich


Manchmal dienen die Anekdoten aus dem Familienleben auch einfach als entspannende Lachpause zwischen Bissigem oder Nachdenklichem wie Liedern über die "Bad Bank" oder "Arme Leute". Zitat aus einem der Songs: "Es ist toll, wenn man in diesen miesen Zeiten etwas Wertvolles zu Hause liegen hat. (...) Wir haben was - einen Jugendlichen, seit zwei Jahren liegt er auf dem Sitzsack. Er sieht zwar nicht so aus, aber er lebt - die Schokolade verschwindet regelmäßig." Genüsslich schlachtet Reichow die Sicht eines frustrierten Vaters auf das fremde Wesen Teenagersohn aus, bevor er zur James-Bond-Melodie "Goldkinder" singt. Der Saal lacht Tränen, nicht zum einzigen Mal an dem Abend.
Reichow ist nicht nur Meister des trockenen Humors, sondern auch des musikalischen Entertainments und der zündenden Dramaturgie. Gewitzt, sympathisch und spontan geht er auf sein Publikum ein, das ihm auch bei diesem Besuch in Trier wiederum das Gefühl gibt, ein Heimspiel zu haben. Nicht zuletzt deshalb gibt es am Schluss, verbunden mit der unschuldigen Frage nach den Antikenfestspielen und einem beiläufigen Blick aufs Inventar der Tufa, noch einen guten Anlagetipp für alle Trierer, die nicht wissen wohin mit ihrem vielen Gold: "Investieren Sie es in die Kultur Ihrer Stadt, Sie sind Trier!" ae

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