Good-bye, Blues Boy...

LUXEMBURG. Letztes Konzert einer Blues-Legende in Europa: Zum Abschluss seiner Farewell-Tour gastierte B. B. King am Dienstagabend in der Coque – und wurde von mehr als 5000 Zuschauern begeistert gefeiert.

Das Publikum war sich der historischen Stunde bewusst, die es am Dienstagabend in der riesigen "Muschel" auf dem Kirchberg miterlebte: B. B. King, der König des Blues, beehrte die Fans im Ländchen im Alter von 81 Jahren zum letzten Mal und wird wohl mit seiner geliebten Gitarre "Lucille" auch sonst in keinem Konzertsaal mehr in Europa auftreten. Begeisterter Applaus begleitet Riley B. King, der als Radiomoderator durch den Spitznamen Blues Boy zu B. B. King wurde, beim Gang auf die Coque-Bühne. Auch als die Musiklegende die Arena knapp zwei Stunden später verlässt, haben sich alle Zuhörer von den Sitzen erhoben. Begeisterter Applaus brandet auf für die letzte noch lebende Blues-Ikone des 20. Jahrhunderts. King zieht wie kaum ein anderer Musiker die Menschen in seinen Bann. Vielleicht ist seine einfache und ehrliche Musik, die mit wenigen Akkorden auskommt, das Geheimnis seines Erfolgs. Der scharfe, stählerne Klang, den seine Gibson-Gitarre so unverwechselbar verbreitet, bringt alle Sauerstoff-Moleküle im Raum zum Rotieren; der Sound geht durch Mark und Bein. Doch selbst wenn B. B. King den Blues "erzählt", nur zart im Hintergrund begleitet von Keyboard und Bass, ist das nicht minder interessant als wenn er Hits wie "Everyday I have the Blues" oder "The thrill is gone" mit Bläserunterstützung darbietet. "I need you so", ruft der Altmeister inbrünstig den Besuchern zu. "Ich brauche eure Umarmungen und ich werde euch vermissen." Ja, er braucht das Publikum, sonst würde der Multimillionär in diesem Alter nicht mehr die Strapazen einer Tournee auf sich nehmen, die ihn seit Mitte Juli in 27 Konzert-Arenen von Skandinavien bis in die Rocky Mountains Amerikas geführt hat. Und das Publikum erwidert diese Liebe. Die Menschen, das wird auch beim Luxemburger Konzert wieder einmal deutlich, sind emotional berührt von B.B. Kings Musik. Der 81-Jährige spielt mit Saiten und Worten auf der ganzen Klaviatur der Gefühle, berichtet von dem armen, aber guten Bluesmann, der von Stadt zu Stadt reist und sich mehr schlecht als recht durchschlägt - so wie der in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsene Riley King, der seinen Lebensunterhalt auf Baumwollplantagen verdiente. Zum Blues gehört aber auch die positive Seite, das Fröhliche, Lebensbejahende - vor allem bei B. B. King. Nicht nur seine Texte bringen diese Lebenseinstellung rüber. Die Fans werden vermissen, wie er in seiner ganzen Leibesfülle breitbeinig wie ein Buddha dasitzt, seine "Lucille" streichelt, scherzt, verschmitzt lächelt, mit seinem Alter kokettiert und die Frauen mit Komplimenten überhäuft ("You are my sunshine..."). Good-bye, Blues Boy...

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