Grenzen und Möglichkeiten von Medizin und Magie

Trier · Gibt es Wunder oder ist es Zufall? Wie auch immer. Der Mensch braucht die Verzauberung. Auch für seine Gesundheit. Davon überzeugt Eckart von Hirschhausen seine 1140 Zuschauer, die am Dienstag die ausverkaufte "Wunderheiler"-Show in der Europahalle unter Lachtränen genossen.

Trier. Eckart von Hirschhausen bringt die Leute schon zum Lachen, obwohl er noch gar nicht anwesend ist. Magie? Nein, ganz einfach: Er lässt schon mal seine Texte auf die Bühne projizieren.
So ist das mit den Wundern. Sie sind wissenschaftlich erklärbar, Täuschung oder Zufall. Das ist Hirschhausens Leitfaden in seinem zweieinhalbstündigen Lachprogramm "Wunderheiler", in dem es um die Verbindung von Medizin und Magie geht.
Lästern über Globuli


Selber Arzt, lästert Hirschhausen über Globuli, bricht eine Lanze für den Impfschutz und bekennt sich zur evidenzbasierten Medizin, deren Behandlungsmethoden durch wissenschaftliche Studien untermauert sind. Nicht nur Kortison, sagt er mit ironischem Fingerzeig auf die Ärzte, die mit garantiertem Erfolg für sich punkten wollen, auch Magie kann wirken. Durch die lindernde Kraft der Worte in Liedern zum Beispiel. Um die in ihnen liegende "psychosomatische Grundversorgung" zu untermauern, singt Hirschhausen "heile heile Gänschen" mit dem Publikum.
Hirschhausen brilliert allerdings weniger als Sänger denn als Witze- und Geschichtenerzähler. Dass das Programm zerfranst und strukturlos wirkt, schmälert nicht den Unterhaltungswert. Der Entertainer reißt den Saal mit und fährt dabei seine große Bandbreite an Talenten auf: Er ist sowohl tiefsinnig als auch schlagfertig und komisch, er gibt sich als Aufklärer mit Botschaft, bietet Poesie fürs Herz und intellektuelle Querdenkereien fürs Hirn.
Und er sorgt wie von Zauberhand für die Illusion von kleinen Wundern. Der Herr Doktor Hirschhausen operiert Falk aus Luxemburg auf der Bühne erst den Blinddarm heraus und fördert dabei ein Quietscheentchen aus der Bauchhöhle.
Inhaltlich geht es Hirschhausen darum zu klären, wie sich das Unerklärliche erklärt. Was ist fauler Zauber, was heilsame Selbsttäuschung? Er entlarvt wirkungslose Therapien und unnötige medizinische Eingriffe. Dabei kriegen beide Seiten ihr Fett weg, Homöopathie und Schulmedizin. Bei der Annahme, mit Homöopathie lebensbedrohliche Erkrankungen heilen zu können, hört bei ihm der Spaß auf. Dieser Wechsel zwischen Lachen, Staunen und Ernst macht sein Programm aus.
Einfach weiteratmen


Bei einer der Wundergeschichten aus dem Publikum, die Hirschhausen improvisierend kommentiert, muss er selber staunen. Es ist der Bericht einer Frau im Rollstuhl, die unter Depressionen litt und diese erst überwand, als sie querschnittsgelähmt wurde.
Ob es Wunder gibt oder nicht, der Arzt hat vor allem einen Gesundheitstipp für die Menge: "Weiteratmen". Zur Entlassung gibt er eine musiktherapeutische Zugabe. Stevie Wonders Schnulzenhit "That\'s what friends are for" oder wie Hirschhausen die freundschaftliche Verbrüderung mit dem Publikum beschwört: "Dafür sind Freunde da". Da driftet der magische Gedanke dann doch zu weit in die Gefühlsduselei ab, Herr Doktor.
Wegen des großen Zuschauerinteresses wird Eckart von Hirschhausen am Montag, 3. November, ein weiteres Gastspiel in der Europahalle geben.

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