Bücher Grenzenlose Freiheit

Lutz Seiler nimmt die Leser diesmal mit nach Berlin zur Zeit des Mauerfalls. Carl Bischoff (26) aus Gera steht plötzlich ohne Eltern da. Inge und Walter Bischoff gehen in den Westen. Sie lassen Carl 500 Mark, das 20 Jahre lang liebevoll gepflegte Auto der sowjetischen Marke Shiguli und den Auftrag da, die Nachhut der Kleinfamilie in der zerfallenden DDR zu bilden.

 HANDOUT - 11.02.2020, ---: Das Cover des Buches «Stern 111» des Autors Lutz Seiler, Suhrkamp Verlag (undatierte Aufnahme). Der Leipziger Buchpreis 2020 in der Sparte Belletristik geht an Lutz Seiler für Roman «Stern 111» Foto: -/Suhrkamp Verlag/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit einer Berichterstattung über das Buch und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

HANDOUT - 11.02.2020, ---: Das Cover des Buches «Stern 111» des Autors Lutz Seiler, Suhrkamp Verlag (undatierte Aufnahme). Der Leipziger Buchpreis 2020 in der Sparte Belletristik geht an Lutz Seiler für Roman «Stern 111» Foto: -/Suhrkamp Verlag/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit einer Berichterstattung über das Buch und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/-

Carl ist gelernter Maurer, träumt aber davon, ein Dichter zu werden. Anstatt die elterliche Wohnung in Gera zu hüten, geht er nach Berlin.

Allein dieser Rahmen verspricht Abenteuer. Berlin 1989/90 – das war Anarchie und Freiheit. Der suchende Carl wird von einer Gruppe von Hausbesetzern gefunden“, zu der er fortan gehören wird.

Wie schon in seinem Debüt „Kruso“, das 2014 mit dem Deutschen Buchpreis in Frankfurt ausgezeichnet wurde, schafft es Seiler auch in „Stern 111“, die besondere Stimmung der Zeit einzufangen. Eindrücklich beschreibt er das bröckelnde Ost-Berlin, in dem die alten Vorschriften nicht mehr gelten und neue noch nicht in Sicht sind.

Es sind mehrere Stränge und Lebensgeschichten, die Seiler miteinander verwebt. Dabei beleuchtet er auch eine Zeit, in der heute viele Erklärungen für die anscheinende Andersartigkeit des Ostens suchen. Er schreibt von Entwurzelung und Suche, aber auch von Ankommen und Finden. In einem Epilog lässt er Carl, der biografische Ähnlichkeit mit ihm selbst aufweist, viele Jahre später auf die Grenzen der Freiheit zurückblicken. Birgit Zimmermann, dpa

Lutz Seiler: Stern 111, Suhrkamp Verlag, Berlin, 528 Seiten, 24 Euro.

(dpa)
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