Trier. (AF) Alle Macht dem Zufall! Das empfand ich immer als knackige Devise, als praktisches Motto in allen Lebenslagen. Was wiederum kein Zufall war: Schließlich ist es das Blanko-Rezept für Bequemlichkeit. Das flammende "Ja" zum "Vielleicht".

Dabei hat auch der Zufall seine Zeit, das richtige Timing ist alles. Hätte ich etwa Frau Soundso an einem anderen Tag kennengelernt - an einem, an dem die Haare nach Frisur aussehen und nicht nach Amsel-Parkplatz, oder an einem, an dem der Kopf nicht ständig "fatal error" ausspuckt, dann hätte das fast was werden können. Oder wenn ich am 2. Juni 2006 schlappe elf Stunden später als angekündigt noch vor der Rock-am-Ring-Bühne gestanden hätte, dann hätte ich auch mal Pete Doherty und seine Band "Babyshambles" live gesehen. Okay, ich gebe zu: Es ist für mich nicht von existenzieller Bedeutung, ob ich Peter (der Kosename Pete ist passé) am Sonntag, 3. Mai, in der Rockhal Esch zu Gesicht bekommen werde oder nicht. Er ist jedenfalls fest angekündigt, ich werde vorsichtshalber nicht elf Stunden zu spät kommen. Doherty, gerade 30 Jahre alt geworden und unfreiwilliger "Gala"-Stammgast, will sein Solo-Album "Grace/Wastelands" vorstellen. Dazu dürfte er auch ein paar Stücke seiner früheren Band "Libertines" spielen und vielleicht auch was von den "Babyshambles". Wäre schön. Denn drei Mal hätte ich ihn fast gesehen. Zweimal im vergangenen Jahr in Luxemburg, als er jeweils wieder absagte. Und eben fast am Nürburgring.

Größer: Depeche Mode beginnen am Mittwoch, 6. Mai, ihre Tour in Luxemburg, mit dem offiziellen "Warm-up"-Gig in der fast kuscheligen Rockhal. Ist natürlich längst ausverkauft. Heißt: Vorfreude auf "Never Let Me Down Again", "Walking in My Shoes" oder "Enjoy the Silence", nett wäre auch "Blasphemous Rumours".

Neuer: Am 22. Mai kommt das neue Jupiter-Jones-Album "Holiday in Catatonia" heraus - und am gleichen Tag wird es in der alten (Wahl-)Heimat Trier live zu hören sein: Die mittlerweile im ganzen Land erfolgreiche Eifeler Band organisiert einen Open-Air-Auftritt auf dem Viehmarkt - freier Eintritt inklusive. Sollte man sich nicht entgehen lassen.

Trister: Songwriter Robin Proper-Sheppard, der Mann hinter "Sophia", setzt voll auf Moll: So schön wie in seinen Stücken klingt Verzweiflung sonst nirgendwo. Am 20. Mai spielt er mitsamt Band und Streichquartett im "Atelier" (Luxemburg). Da fallen vor lauter herbstlicher Vorfreude schon die ersten Blätter vom Baum.

Wilder: Ich spiele ja durchaus gerne Gitarre, zur Not auch mal ein Solo. Aber es gibt wenig, was mich als Zuhörer so effektiv einschläfert wie endlose Griffbrett-Frickeleien, mit ganz wenigen Ausnahmen. So finde ich Frank Zappa eigentlich großartig: Etwa seine Hippie-Persiflage "We're only in it for the Money" (Album, 1968): textlich ein Tritt in die Mitte, musikalisch vielseitig, clever. Aber dann kamen die Gitarren-Eskapaden. Hat mich nie berührt, weder Herz noch Finger. Da bleibt die Frage, was "Zappa plays Zappa" bringen wird (21. Mai, Rockhal): Da huldigt Dweezil Zappa mit illustrer Begleitband dem Werk seines 1993 gestorbenen Vaters. Keine leichte Aufgabe. Aber die Gene sind gut.

Blick nach vorn: In der ersten Juni-Woche erhöht sich die Star-Dichte in Luxemburg: James Morrison (1.6.), Billy Talent (2.6., Atelier), The Kooks (2.6., Rockhal), Thomas D (2.6., Kufa Esch), 3.6. Whitesnake (Differdange), 3.6. Jarvis Cocker (Rockhal), 4.6. Machine Head (Rockhal), 5.6. Morrissey (Rockhal, ausverkauft).

ZUGABE!

Weitere Konzerttipps im Mai: Schöner stöhnen: Jane Birkin (6.5., Atelier, Lux.), Ewig rocken: Die Toten Hosen (19.5., Esch/Rockhal) Unter Strom: Hole Full of Love (9.5., AC/DC-Cover, Ducsaal, Freudenburg) Alte Sage: Saga in St. Wendel (2. Mai) Mehr Kölsch: Brings (30. Mai, Forum Daun) Hart trifft Herz: Alesana (& Eternal Tango), 18. Mai, Exhaus und am 29.5.: "This is Heartcore"- Festival (Exhaus) (AF)