Großartig, ganz ohne Abstriche

Bei den Konzerten des Trier er Dom- und Diözesanmuseum ist die aktuelle Spielzeit zu Ende. Den Höhepunkt bewahrte man sich diesmal für das Finale.

Trier. (gkl) In der Konzertankündigung hieß es noch, mit der Geigerin Helena Madoka Berg spiele eine Stipendiatin der Orchesterakademie der Berliner Philharmoniker im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum. Jetzt muss es heißen: Mit ihr spielte ein Mitglied der Münchener Philharmoniker in Trier, denn vor wenigen Tagen ist Berg als Mitglied in diesen renommierten Klangkörper aufgenommen worden. Berg hat alle Versprechungen gehalten, die Wolfgang Manz, künstlerischer Leiter der Freitagskonzerte in der Trierer Windstraße, vorher gemacht hatte. Es war ein außergewöhnlicher Abend, ein Höhepunkt und überzeugender Abschluss in der diesjährigen Spielzeit.

Schon das Programm hatte eine deutliche Sprache. Für manch anderen Geiger wäre die Kombination von Wolfgang Amadeus Mozarts Sonate A-Dur, KV 526, und der Sonate d-Moll, Opus 108, von Johannes Brahms genug gewesen, um anschließend befriedigt den Heimweg anzutreten. Berg reichte es nicht. Sie setzte Arnold Schönbergs Fantasie, Opus 47, und die Sonate für Violine und Klavier von Francis Poulenc oben drauf. Rein physisch eine gewaltige Anstrengung, die auch verständlich machte, warum trotz des lang anhaltenden Applauses die gut 150 Zuhörer keine Zugabe erhielten. Mochte man bei Mozart noch ein paar Stolpersteine entdecken, bei denen sich Berg mit ihrem Klavierpartner Nikolaus Resa erst noch finden mussten, so war das Duo doch spätestens bei Schönbergs spröder Fantasie ganz nah beieinander. Ganz zu schweigen von der Farbenpracht, die die Sonaten von Poulenc und Brahms prägten.

Bei aller technischen und musikalischen Qualität, mit der Berg restlos zu überzeugen wusste, darf man aber Resa als einen brillanten, höchst virtuosen und dabei einfühlsamen Pianisten nicht übergehen. Auch er gehört wie Berg zu der Riege der jungen Künstler, die ihre Karriere noch vor sich haben. Für manch einen Zuhörer mag die Brahms'sche Sonate der Höhepunkt des Abends gewesen sein, bei dem sich Berg und Reza die Bälle nur so zuspielten, in der die Virtuosität und die Leidenschaft das Duo zu immer überzeugenderen Leistungen antrieben. Ein großartiger Abend, ganz ohne Abstriche.

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