Große Kunst auf kleiner Bühne

Lorscheid · Das Örtchen Lorscheid im Hunsrück hat kulturell etwas zu bieten: eine Ballettschule, geleitet vom einstigen Ballettchef des Trierer Theaters. Am Tag der offenen Tür konnten sich Besucher ein Bild vom Tanzunterricht machen.

 Sergey Volobuyev leitet seine Schülerinnen an. TV-Foto: Karin Pütz

Sergey Volobuyev leitet seine Schülerinnen an. TV-Foto: Karin Pütz

Lorscheid. Sergey Volobuyev, Tänzer aus Weißrussland, war von 1991 bis 2005 Ballettchef des Trierer Stadttheaters. Ein Jahr vor seiner Unkündbarkeit wurde sein Vertrag vom damals neuen Intendanten Gerhard Weber nicht verlängert. Damals ein Paukenschlag in der Kulturwelt - hatte Sergey Volobuyev doch stets für volle Zuschauerreihen gesorgt.
Doch der Choreograph machte aus der Not eine Tugend und gründete mitten im Hunsrück ein eigenes kleines Theater mit Platz für 150 Zuschauer. Im Örtchen Lorscheid gibt es seit 2006 nun große Kunst auf kleiner Bühne und Ballettunterricht vom Meister persönlich.
Am Tag der offenen Tür präsentierten sich kleine und große Ballettschülerinnen den Besuchern und zeigten ihre Fortschritte. 59 Schülerinnen unterrichtet Volobuyev - und einen Schüler. Die neun Mädchen im Alter von sieben bis neun Jahren, die an diesem Nachmittag zeigen, wie so eine Ballettstunde bei Sergey Volobuyev abläuft, haben seit etwa zwei Jahren Unterricht. "Sehr anspruchsvolle Schritte für Kinder in diesem Alter", findet eine Zuschauerin. Auch die neunjährige Sophia Wittenstein ist seit fast vier Jahren Schülerin des Künstlers aus Weißrussland. Das ist eine Besonderheit - denn sie ist seit ihrer Geburt blind. Am Tag der offenen Tür geben Lehrer und Schülerin einen Einblick in die Schwierigkeit (und Möglichkeiten), blind zu tanzen.
Eindrucksvoll sind auch die historischen Renaissancetänze in originalgetreu gefertigten Kostümen aus der Epoche. "Kaum jemand beschäftigt sich damit, weil sich nicht viele damit auskennen", erklärt Volobuyev.
Das komplette Werk, in dem er selbst mittanzt, plant er an einem besonderen Ort aufzuführen: "Ich möchte es im Kurfürstlichen Palais zeigen, weil es perfekt in diese Räumlichkeiten hineinpasst." Dafür sucht er noch ein Quartett oder Quintett, das die musikalische Begleitung übernimmt.

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