Große Liebe trifft Leichtigkeit des Seins

Wawern · Das Trierer Streichquartett Albana hat in der einmaligen Atmosphäre der Wawerner Synagoge sein erstes Konzert gespielt. Werke von Mozart und Janacek haben das Publikum begeistert.

 Leidenschaftliche, ergreifende Musik spielt das Streichquartett Albana in der Synagoge von Wawern: (von links) Almut Schmid-Egger, Pinar Esin Savci, Daniel Poschta und Moritz Reutlinger. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Leidenschaftliche, ergreifende Musik spielt das Streichquartett Albana in der Synagoge von Wawern: (von links) Almut Schmid-Egger, Pinar Esin Savci, Daniel Poschta und Moritz Reutlinger. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Wawern. Diese Prognose ist nicht gewagt: Das neue Streichquartett Albana wird noch von sich hören lassen. Es formierte sich aus vier Mitgliedern des symphonischen Orchesters der Stadt Trier, das unter der Ägide von Generalmusikdirektor Victor Puhl zu einem Klangkörper der ersten Liga gereift ist.

Was die Musiker (Almut Schmid-Egger/Geige, Pinar Esin Savci/Geige, Daniel Poschta/Bratsche und Moritz Reutlinger/Cello) bei ihrem ersten öffentlichen Konzert am Sonntag in der alten Synagoge zu Wawern ablieferten, war Spitzenklasse.

Musik in Moll


Bei frühlingshaftem Wetter, die Sonne scheint heiter durch die hohen Fenster der Synagoge, beginnt das Konzert mit dem Streichquartett in d-Moll (KV 421) von Wolfgang Amadeus Mozart. Leichte Muse zum warmspielen, vier Sätze, inspiriert von den Gefühlen Mozarts anlässlich der Geburtswehen seiner Frau Constanze.

Schöne Musik in Moll: die vier Streicher präsentieren sich von Beginn an als Einheit, spielen ihre ganze Routine im orchestralen Zusammenspiel aus. Die Musik ist beschwingt und heiter, der melancholische Unterton wird schön von Bratsche und Cello herausgearbeitet.

Als Zwischenspiel, quasi das erfrischende Sorbet zwischen Vorspeise und Hauptgang, hat Almut Schmid Egger zwei Tangos von Pascual Mamone ausgegraben. Das Publikum seufzt und strahlt.

Höhepunkt und Abschluss bildet das Streichquartett Nr. 1 des tschechischen Komponisten Leos Janacek (1854-1928), dessen Musik unter anderem auch den Film-Klassiker "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" untermalt hat. Inspiration dieses Quartetts ist die Novelle "Kreutzersonate" von Tolstoi, die auf dramatische und pessimistische Weise das tödliche Scheitern einer Liebe beschreibt. Das ist große Literatur, auch musikalisch, perfekt umgesetzt durch die vier Trierer Philharmoniker. Im ersten Satz dominiert das Mitleid mit dem gequälten Weib, die Geige agiert im zweiten Satz als Verführer.

Krise und Leidenschaft im dritten Satz, beispielhaft durch (Beethovens) Kreutzersonate ausgelöst. Tragödie und Höhepunkt im vierten Satz. Ergreifende Musik von dramatischer Spannung, die sich im langanhaltenden Applaus der Zuhörer entläd. "Eine Entdeckung", sagt eine Dame aus dem Publikum beim Hinausgehen.

EXTRA

WAWERNER KULTURTAGE



Kulturelle Tage: Sonntag 10. April, 11 Uhr: Matinée - Dachbodensuite und andere Fundstücke. Freitag 29. April, 19.30 Uhr: Herzkeime - Ein leiser Abend mit Schauspiel, Gesang und einem sogenannten Bewegtbild. Mittwoch 1. Juni, 19.30 Uhr: Literamus-Abend - Autoren lesen aus ihren Texten. Alle Veranstaltungen finden in der alten Synagoge in Wawern statt. dt

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