Große Stimmen, gelungenes Blind Date

Trier · Es war ein Geburtstag, wie man ihn sich schöner kaum wünschen könnte: Mehr als 1000 Menschen feierten am Samstagabend die 15. Auflage des Jazzfests am Dom. Zu Gast war der in Trier geborene und in Berlin lebende Sänger Lothar Stadtfeld. An zwei Tagen begeisterten 16 Chöre und lokale Big Bands die Besucher mit ihrem Sound.

Große Stimmen, gelungenes Blind Date
Foto: Rolf Lorig (flo), ROLF LORIG ("TV-Upload Lorig"

Trier. Würde man dem Mann in der Stadt begegnen, vermutlich würde man ihn nicht auf den ersten Blick erkennen. Lothar Stadtfeld zählt nicht zu den Menschen, die wegen ihrer Größe oder ihres Körperbaus aus der Menge herausragen. Zumal sein Auftreten von Bescheidenheit geprägt ist. Doch diese Unauffälligkeit verschwindet, wenn der 54-Jährige auf der Bühne steht. Wenn er mit dem Singen beginnt, dann reiht er sich mit seiner unverwechselbaren Stimme ein in die Galerie der ganz Großen in der Showbranche, etwa Frank Sinatra, Sammy Davis Junior, Al Jarreau oder Michael Bublé.Das passende Geschenk


Mit der Verpflichtung von Lothar Stadtfeld hatte Nils Thoma, Vorsitzender des Trierer Jazz-Clubs, der Veranstaltung genau das richtige Geschenk gemacht. Stadtfeld, der seine Jugend in Neumagen-Dhron verbrachte, seit Jahren aber in Berlin lebt und arbeitet, gab dem Jazzfest mit seiner Stimme den Glanz, der ihm gebührte.
Dass Stadtfeld von der Big Band More than Swing begleitet wurde, erwies sich als Glücksfall. Denn das von der Mittelmosel stammende Orchester unter der Leitung von Marco Schmitz war der perfekte Begleiter für den Sänger, der im Berliner Friedrichstadtpalast mit seinen großen Revuen zu Hause ist.
Obwohl ein solches Blind Date - Orchester und Sänger hatten vor dem Auftritt nur ein oder zwei Proben - für alle Beteiligten immer ein Wagnis darstellt, war das Miteinander an diesem Abend der große Wurf. Dem Schmelz von Stadtfelds Stimme begegnete das Orchester zwar mit Respekt, aber jederzeit auf Augenhöhe.
Das Ergebnis war eine Wohlfühlatmosphäre, die wie der berühmte Funke sofort auf alle Besucher des Jazzfestes übersprang. Im Publikum wurde gekuschelt, gelächelt und vereinzelt auch geküsst; auf dem hinteren Teil des Platzes, wo sonst die Boulespieler ihrem Hobby nachgehen, wirbelte eine Gruppe von Swingtänzern durch den Staub.
Begonnen hatte das Fest bereits am Nachmittag. Wobei längst nicht immer der Jazz im Fokus stand. Wie beispielsweise beim Auftritt der Big Band der Kreismusikschule Trier-Saarburg mit ihren Sängerinnen Judith Piroth und Corinna Backes. Hier waren es überwiegend Popsongs, die allerdings in ausgezeichneter Qualität dargeboten wurden. Der Ausreißer ins andere Genre störte aber weder den Veranstalter noch die Gäste. "Der Jazzer ist da nicht so kleinlich", erklärte Nils Thoma mit einem Schmunzeln.
Dass auf dem Festival überwiegend Big Bands auftraten, sei kein Zufall, stellte Thoma klar. Denn solche Formationen müssten wegen ihrer Größe um Auftritte kämpfen. Bei der Auswahl habe man bewusst auf lokale und regionale Kompetenz gesetzt. Ein kluger Entschluss, wie der große Zuspruch der Besucher auf dem Domfreihof bestätigte.

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