Großes Kino mit Arcade Fire & Co.
Roeser · Perfekte Balance zwischen Party und Anspruch: Bei der sechsten Auflage des Rock-a-Field-Festivals haben 18 000 Besucher am Sonntag bis in die Nacht mit den Fantastischen Vier, Volbeat oder Arcade Fire gefeiert. An der Tageskasse gingen die letzten Karten weg.
Roeser. Die Sonne hat kein Mitleid. Sie grillt ganze Hautpartien der Leichtfertigen, die das "Schatten-Zelt" für albern halten, oder die, die nicht von den beiden abwechselnd bespielten Bühnen wegkommen. Schon am frühen Nachmittag ist klar, dass das diesjährige Rock-a-Field-Festival für Erinnerungen sorgen wird, die länger halten werden als der Sonnenbrand. Pogo bei Volbeat. Mitsingen bei Jimmy Eat World. Feiern bei den Fantastischen Vier. Schwelgen und staunen bei Arcade Fire. Kreischen bei den Arctic Monkeys. Jeder kombiniert, was ihm passt. Von der 15-jährigen Schülerin bis zum 50-jährigen Muskelshirt-Träger.
Das Profil des R-a-F lässt sich fünf Jahre nach der Erstauflage in Schlagworten zusammenfassen: Ein langer Sonntag, ein volles Gelände, ein bunter internationaler Bandmix von Pop bis Metal. Und abends geht\'s heim ins eigene Bett. Das ergibt das ideale Festival für Einsteiger. Und für Leute, die sich für dreitägiges Dauerdelirium und Campingterror zu alt oder weise fühlen.
Damit stellen die Luxemburger inzwischen wohl Europas bestes Tagesfestival auf die Wiese im südluxemburgischen Niemandsland. Nur: Sie wollen das nicht mehr. Der Veranstalter "Atelier" will auf zwei Tage erweitern.
Die Programmzusammenstellung war ambitioniert - und von mancher Anfangszeit her auch mutig. Die Waliser von Bullet for My Valentine oder die am Nachmittag gefeierten Dänen von Volbeat kann man bedenkenlos auf jede Metal-Festivalbühne der Welt stellen. Dort würde dazwischen aber keine luxemburgisch rappende Hip-Hop-Band auftreten wie De Läb ("Wen ass in de Haus?"). Und auch der oft leise, mit Streichern veredelte Erwachsenen-Rock von Elbow wäre dort nach Sonnenuntergang keine gute Wahl. Aber die R-a-F-Macher bekommen wie in den Vorjahren elegant die Kurve. So gehört es schon zum guten Ton, dass deutsche Top-Acts schon am späten Nachmittag auf die Bühne müssen. In den Vorjahren legten Jan Delay oder Peter Fox die Messlatte hoch und verhalfen zugleich zur hohen Deutschen-Quote. Am Sonntag machten die Fantastischen Vier das, was sie am besten können: Spaß. Mit Michi Beck an der Flying-V-Gitarre ("von Volbeat ausgeliehen!"), bunten Zitaten durch alle Pop-Jahrzehnte und einer sehr feinen Schweinerock-Parodie in "Ernten, was wir säen".
Von den insgesamt 15 Bands kommt noch eine zweite aus Deutschland: Project 54 eröffnete das Festival auf Einladung des Veranstalters - und die drei Punkrocker aus Konz sorgten für ordentlich Stimmung. "Das war für uns noch besser als der Auftritt im vergangenen Jahr bei Rock am Ring", sagt Sänger Patric Klink dem TV. Nicht nur die Show - anschließend wurde mit Bullet for My Valentine gefeiert. "Und die Arctic Monkeys spendierten uns zwei Flaschen Champagner." Für den größten Zauber des Abends sorgten aber Arcade Fire. Wenn man sich in 50 Jahren an die Rockmusik des Jahrtausendbeginns zurückerinnert, wird man an den Kanadiern nicht vorbeikommen - wenn in der Zukunft nicht was gehörig schiefläuft. Die Mischung aus verspieltem, kunstvollem Rock mit Folk-Anleihen funktioniert auch live ganz hervorragend.