Kultur Grund genug für Optimismus

Trier · Ein Gespräch mit Michael Embach und Franz-Josef Kleinbauer zu den Kammerkonzerten im Trierer Palais.

 Das Eröffnungskonzert der Kammerkonzerte im Palais spielt das Kölner Streichsextett.

Das Eröffnungskonzert der Kammerkonzerte im Palais spielt das Kölner Streichsextett.

Foto: TV/Veranstalter

Sie haben sich gerade gesetzt an den schlichten Rundtisch im Arbeitszimmer von Bibliotheksdirektor Michael Embach – da schwirren schon die Fragen und mit ihnen die Ideen durch den Raum. Ob man diesen oder jenen vielleicht einladen kann? Wie gut eine junge Geigerin denn spielt? Wie es um einen recht bekannten Sänger steht? Ob es vielleicht eine CD-Aufnahme gibt?

Embach, Vorsitzender der Kammermusikalischen Vereinigung Trier und Geschäftsführer Franz-Josef Kleinbauer werfen sich (in Worten) gegenseitig die Bälle zu. Und man spürt: Sie brennen für die Kammermusik. Je länger das Gespräch währt, umso deutlicher wird: Mittelfristig hat die Kammermusikalische Vereinigung zwar Probleme – quasi biologische und vielleicht auch ästhetische. Aber die Führungsmannschaft ist quicklebendig.

Das Programm 2018/2019 verbindet erneut die Tradition mit vorsichtigen Neuerungen. Ganz „klassisch“ präsentiert sich das letzte Konzert am 13. März mit dem Aris Quartett und Musik von Mendelssohn, Janacek und Brahms.

Auch im 4. Konzert am 13. Februar mit dem Orion Streichtrio und Musik von Mozart, Schubert, Kodaly und Ernst von Dohnányi dominiert die Tradition. Das US-amerikanische Brentano String Quartet hat im 3. Konzert am 23. Januar indes nicht nur Haydn und Mendelssohn dabei, sondern auch Elliott Carter (1908-2012) und eine Partitur des jungen Amerikaners Matt Aucoin (*1990).

Und zur Eröffnung (17. Oktober) spielt das Kölner Streichsextett mal nicht die Sextett-Klassiker op. 18 oder op. 36 von Johannes Brahms, sondern Frank Bridge, Lehrer von Benjamin Britten, dazu Gustav Holst und am Ende Schuberts wunderbares Streichquintett.

Ganz anders das 2. Kammerkonzert am 28. November: Unter dem Titel „Spirit, Pleasure & More“ treten Oboistin Monika Nielen, Geiger Christoph Mayer und Harfenistin Johanna Seitz ein ins Reich barocker Musik. Girolamo Frescobaldi und Biago Marini, Barbara Strozzi und Dario Castello, Purcell und Händel – diese Musik ist an Prägnanz und Noblesse schwer zu übertreffen.

Die Konzertreihe der Kammermusikalischen Vereinigung hat eine ehrwürdige Tradition. Und spätestens mit der Wiederbegründung im Herbst 1957 wurde klargestellt: Die Vereinigung ist eine öffentliche Kultureinrichtung – immer mit dem amtierenden OB an der Spitze. Aber sie ist nicht staatlich. Finanziert wird sie von den Bürgern und nicht aus Steuermitteln. „Patrone“ heißen, etwas altertümlich, die Finanziers.

Patronatsbeiträge sollen – so das Jahresprogrammheft: „nicht unerheblich“ sein und den Abonnementpreis von bescheidenen 100 Euro deutlich übersteigen. Bei Kosten von 4000 bis 5000 Euro pro Konzert müssen 20 000 bis 25 000 Euro pro Saison auf diese Weise finanziert werden. Das ist bislang immer gelungen.

Indes sinkt aus Altergründen die Zahl der Patrone, und neue kommen kaum nach. Wie lange sich die Konzertreihe ohne externe Finanzierung halten lässt, bleibt darum offen.

Wirklich schwierig ist die Lage auf keinen Fall. Und es wird einiges getan. Der Vereinsvorstand bemüht sich intensiv um junge Hörer. Über die „Di-Mi-Do“-Regelung erhalten Trierer Studierende freien Eintritt, Besucher bis 25 kommen für sensationell niedrige 10 Euro ins Konzert. Für die Trierer Gymnasien gibt es insgesamt vier kostenlose Abos.

 Spielt beim Kammerkonzert im Palais Neues aus Amerika: Das Brentano String Quartet.

Spielt beim Kammerkonzert im Palais Neues aus Amerika: Das Brentano String Quartet.

Foto: TV/Veranstalter

Und schließlich ist auch wieder ein Workshop mit einem Ensemble der diesjährigen Reihe und begabten jungen Menschen geplant. „Wir sehen vermehrt junge Gesichter“, sagt Geschäftsführer Kleinbauer. Bleibt nur zu hoffen, dass das Interesse junger Menschen an der Kammermusik sich irgendwann auch in finanzieller Teilhabe niederschlägt.

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