Guido, Guildo, Sido und Udo

Trier · Bissig, wortgewandt und musikalisch - so hat sich Manuel Wolff im kleinen Saal der Tufa präsentiert. Der gewiefte Stand-Up-Comedian und Kabarettist stellte mit seinem Programm "Ui!" nicht nur sein musikalisches Können unter Beweis, sondern haute auch kräftig in die Tasten. Und hoffte, somit die Herzen der Frauen zu erobern.

 Viel Gefühl für Musik, Improvisation und Jux: Manuel Wolff in der Tufa. TV-Foto: Monika Pradelok

Viel Gefühl für Musik, Improvisation und Jux: Manuel Wolff in der Tufa. TV-Foto: Monika Pradelok

Trier. Manuel Wolff hat es schon nicht leicht. Der Stand-Up-Comedian und Musikkabarettist findet weder die Frau fürs Leben noch Ruhe vor Ralf Siegel. Das belastet ihn so sehr, dass nur schnelles Sprechen, Singen und Delfine als Therapie gegen dieses Dilemma helfen.
So ist es kein Wunder, dass der studierte Musikwissenschaftler den Zuschauern in der Tufa in einem Heidentempo sein Leid mit einer Kombination von Liedern, Klaviereinlagen und Klamauk klagt. Natürlich versucht er ganz am Rande eine Frau abzuschleppen. Das klappt aber nicht. Und das obwohl er gehört hat, dass man auf einem Klavier nur das Stück aus "Die fabelhafte Welt der Amelie" spielen muss, um die Herzen der Frauen zum Schmelzen zu bringen. Ein Irrtum. Auch ein Liebesduett mit Sylvia, die er aus dem Publikum ausgewählt hat, lässt den Funken nicht überspringen.
Das schlechteste Lied der Welt


Als Ablenkung für die vergeudete Liebesmüh\' gibt Wolff, der in Nightwash oder dem Quatsch Comedy Club aufgetreten ist, eine Anekdote aus seinem Leben zum besten. Seine Arbeit auf einem Kreuzfahrtschiff habe ihm zum Beispiel sehr gefallen, erzählt er. Wenn da nur nicht die nervigen Passagiere gewesen wären, die ihn mit Fragen wie "Schläft die Crew eigentlich auch auf dem Schiff?" gelöchert hätten. Auf solch eine dumme Frage kann es nur eine Antwort geben: "Nee, wir springen abends alle von Bord und lassen uns von unseren Transportdelfinen zur Queen Mary bringen." Die Lacher sind auf Wolffs Seite.
Als er über seinen Facebook-Austausch mit Ralf Siegel berichtet, amüsiert sich das Publikum köstlich. Für ihn steht fest, dass nicht das Lied "Hiroshima, I\'m sorry" von der Kelly Family das Schlechteste auf der Welt ist, sondern der Social Network Song (Oh oh uh oh oh) von Ralf Siegel. "Das Lied besteht fast ausschließlich nur aus dem Refrain ,Oh oh uh oh oh\'", zetert Wolff. "Das kann man doch niemandem antun!" Dass Siegel als Eurovision-Veteran die Bemerkungen von Wolff nicht ganz so lustig findet, teilt er ganz unverblümt auf dessen Facebook-Seite mit: "Ihre Beleidigungen sind einfach nur boshaft, unqualifiziert, unflätig, unerzogen und wirklich nur peinlich." Das tangiert den Stand-Up- Comedian allerdings nur peripher, denn jeder hat ein Recht auf Meinungsfreiheit.
Und was Siegel kann, kann Wolff schon lange. So beschließt er, dass sich Trier von Deutschland abspaltet, um als Fürstentum beim Eurovision Songcontest anzutreten - und wen schickt das Fürstentum Trier ins Rennen? Natürlich Guido Horn, einen entfernten Verwandten von Guildo Horn. Über den Namen Guido, der sich wie ein roter Faden durch den Wettbewerb zieht - von Guido (Sido) bis hin zu Guido Lindenberg (Udo Lindenberg) -, ist Wolff leider nicht wirklich glücklich. Da er aber das Publikum abstimmen lässt, das sich über seine Verzweiflung freut, bleibt ihm keine andere Wahl, als mitzuspielen. In einer improvisierten Rapversion trägt der Comedian "Guido hat euch lieb" vor. Und geht als erster Gangsterrapper von Trier in die Musikgeschichte ein. Letztendlich gewinnt jedoch Guido Ilitsch aus Jugoslawien mit seinem Song "Der Biene Maja".
Manuel Wolff schafft mit viel Gefühl für Musik, Improvisation und Jux, die Zuschauer für sich zu gewinnen - und einen tristen Herbsttag zu einem unvergesslichem Erlebnis zu machen. mmp

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