Gummistiefel, lange Beine und blanke Brüste

Dresscode? Nein, so etwas gibt es bei Rock am Ring nicht. Erlaubt ist alles, womit man nie ein Vorstellungsgespräch überstehen würde. Das Schöne daran: Jeder sieht so aus. Alle sind gleich. Fast. TV-Reporterin Denise Juchem hat in der verschmuddelt-fröhlichen Masse auch das ein oder andere prominente Gesicht entdeckt.

Nürburgring. Gummistiefel? Die eigene Erinnerung daran liegt lange, lange zurück. Das Gefühl, wie sich Füße in Kautschuk anfühlen, bleibt aber präsent. Der Geruch quasi noch in der Nase. Bei Rock am Ring kommen viele Erinnerungen hoch. Die haben zum Teil mit Gummistiefeln zu tun. Zum Teil aber auch mit Frauen, die auf Anforderung ihr T-Shirt hochheben und ihre Brüste zeigen.Der Reihe nach. Gummistiefel sind seit einiger Zeit wieder in. Zugegeben, dieser Trend hat sich in den Fußgängerzonen von Trier, Bitburg und Wittlich noch nicht so recht etablieren können. Beim größten deutschen Rock-Festival sieht das anders aus. Dort sind sie nach angesagten Turnschuhen das zweithäufigste Schuhwerk. Hier trifft Zweckmäßigkeit auf Coolness. Zumindest bei den Ring-Besuchern, die mit Zelt und Tetra-Pak-Ladungen in die Eifel gereist sind. Etwas andere Beweggründe dürfte die gut aussehende Frau mit den ultralangen Beinen gehabt haben. Wow, sieht die gut aus in ihren grünen Gummistiefeln! Aber das Gesicht kennt man doch. Ist das nicht? Genau. Eva Padberg. Das derzeit angesagteste deutsche Top-Model. New York Mailand, Nürburgring. Die Beine sind länger, die Stiefel vermutlich nicht aus dem Baumarkt. Aber sonst sieht sie aus wie eine von uns. Nur der Dreck fehlt. Geblendet von soviel Schönheit - die bei Frau Eva übrigens nicht mit Arroganz, sondern mit einer gehörigen Portion Eleganz einher geht - gehen die anderen bekannten Gesichter wie Christian Ulmen (bekannt aus "Mein bester Freund" oder "Unter Ulmen") oder Cosima Viola, die man als rebellische Jack aus der Lindenstraße kennt, fast unter. Aber ehrlich gesagt kommt einem bei Rock am Ring noch viel mehr bekannt vor. Wenn sich auf den Bühnen gerade keine Judith Holofernes (Wir sind Helden) selbst ein Denkmal setzt oder Farin Urlaub von den Ärzten seine Rachepläne für das Verlassenwerden besingt, dann sind die Festival-Besucher die Stars. Die Kameras fangen Impressionen ein. Sie sind fast identisch mit denen aus den Vorjahren. Und dennoch einmalig. Ein Pärchen, das wild rumknutscht, ein Pete-Doherty-Verschnitt, der ähnlich wie sein Vorbild völlig fertig in der Ecke hängt oder aber das Lieblingsmotiv der Kameraleute: Junge Frauen, die auf den Schultern ihrer Freunde hocken und ausgelassenen Sitztanz zelebrieren. Bis sie merken, dass die Kamera sie eingefangen hat, und dass sie plötzlich auf den riesigen Leinwänden von Zehntausenden inspiziert werden. "Ausziehen, ausziehen!" brüllt die Masse. Der Regisseur - wir gehen davon aus, dass es sich um einen Mann handelt - legt eine Zielscheibe über das Bild der Frau. Jetzt entscheidet es sich: Hebt sie ihr T-Shirt? Zeigt sie ihre Brüste? Viele tun es. Szenen, die man von Rock am Ring kennt. Ein Klischee, das man lieb gewonnen hat. Jedes Jahr aufs Neue.

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