Gut aufgelegt:Techno-Queen Marusha in Bitburg am Plattenteller

Bitburg · Freitagnacht ist die "Queen of Techno" auf Station in Bitburg gewesen: Fette Beats und magere Besucherzahlen. So ist das, wenn ein ehemaliger Weltstar über die Dörfer tingelt.

 Marusha in Bitburg: Die Star-DJane legte im Club Castel auf. TV-Foto: Vladi Nowakowski

Marusha in Bitburg: Die Star-DJane legte im Club Castel auf. TV-Foto: Vladi Nowakowski

Mitte der 90er wäre die kleine Diskothek wohl aus allen Nähten geplatzt - denn damals war Marusha ein Weltstar. Ihren größten Erfolg, den Song "Somewhere over the Rainbow", landete sie 1994, über 500 000 Singles gingen über den Ladentisch. Es folgten Welt-Tourneen, eine eigene Radiosendung und Filmrollen für die Musikerin mit den grünen Augenbrauen, deren Arbeit unter Techno-Fans bis heute hoch angesehen wird.

Nur in Bitburg nicht: In den Trockeneisnebel vor Marushas kleiner Bühne verirrten sich erstaunlich wenige Tänzer. Die DJane war gegen Mitternacht, aus Berlin kommend, in Saarbrücken gelandet und legte erst um zwei Uhr los. Wummernde Bässe, peitschende Rhythmen und sphärische Klänge - die Handschrift der zierlichen Berlinerin ist bis heute unverkennbar. Bei Großveranstaltungen, wie dem Berliner Summer-Rave, treibt sie das Publikum damit bis zur Ekstase, in Bitburg konnten ihr die wenigen Besucher dafür in Ruhe auf die Finger schauen. Mit den grünen Augenbrauen sind auch die allzu hektischen Techno-Klänge verschwunden, Marusha lässt die Sache ruhiger angehen und blickt während ihres einstündigen Auftritts kaum vom Plattenteller auf. Nur die vereinzelten Autogrammjäger bekommen ein Lächeln - dann konzentriert sich Marusha wieder auf das Vinyl. Auch in ihrem Privatleben tritt die 44-jährige aufs Bremspedal: Seit fünf Jahren ist sie Mutter eines Sohnes - die große Party der 90er Jahre, in denen sie ständig um die Welt jettete, ist vorbei.

Es wird ein neues Album geben, und auch da beschreitet Marusha neue Wege: "Es geht in Richtung Club-Musik, und es wird ruhiger. Die Songs sind alle miteinander verwoben, es gibt keine einzelnen Tracks mehr", sagt sie und nippt an ihrem Wasser. Von einem Techno-Revival will sie nichts wissen: "Die Musik hat sich weiterentwickelt - Techno, so wie früher, wird es nicht mehr geben. Und die Loveparade?

"Ich war in Duisburg nicht dabei. Da ist Entsetzliches passiert, und es wäre zu verhindern gewesen. Die Veranstaltung sollte wieder an Berlin zurückgegeben werden. Dort werden die Menschen nicht hinter Zäunen eingesperrt, und die Loveparade kann frei und ungehindert durch die Stadt rollen. In Berlin wäre eine solche Katastrophe nie geschehen." Dann wird Marusha von einem Fan zum Tanzen aufgefordert, schließlich ist man ja in einer Diskothek. "Ach weißt du", sagt sie, "ich habe einen kleinen Sohn und bin gestern Morgen um halb sechs aufgestanden. Ich bin einfach viel zu müde". Die Party ist vorbei.

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