Guten Abend, gute Nacht

Ein Geständnis: Seit Jahren schaue ich mir sonntags nach dem Heute-Journal mehr oder weniger regelmäßig die "Inspector Barnaby"-Episoden im ZDF an. Sanft und mild ruht dann stets mein Blick auf putzigen Häuslein und heimeligen Heckenlandschaften im fiktiven englischen "Midsomer County".

Sanft und mild ruht wiederum Hauptdarsteller John Nettles Blick auf Land und Leichen. Und noch ein bisschen milder sänftelt sich seine Synchronstimme in mein Ohr (sie gehört Norbert Langer, Sprecher auch für Tom "Magnum" Selleck und viele andere. Langer könnte mir meine Kontoauszüge vorlesen, ich wäre völlig entspannt). Dann schrecke ich plötzlich hoch und sehe - Guido Knopp. Hilfe! Ach so, Geschichte, nein, "ZDF History". Läuft immer nach Barnaby. Und wieder einmal dämmert mir, dass ich nicht mitbekommen habe, wer eigentlich der Mörder war und warum (falls es nicht doch der Knopp war). Weil ich bei Barnaby immer, immer, immer nach spätestens einer Stunde sanft eingeschlummert bin. Liegt's an Norbert Langer? An den Hecken? Doch wohl nicht an mir? Ich will es gar nicht wissen. Ich weiß nur: Von Inspector Barnaby in den Schlaf ermittelt zu werden, ist eine prima Möglichkeit, das Wochenende gelassen schnarchend ausklingen zu lassen.

Diesen Sonntag war es dann zum ersten Mal anders: Ich durfte tatsächlich die Auflösung eines Barnaby-Falls miterleben. Übrigens war das eine Folge aus der dritten Staffel, die schon vor zehn Jahren gedreht wurde.

In England ist bereits die 13. Staffel in Vorbereitung, Nettles hat angekündigt, danach auszusteigen. Wir werden das nicht bemerken: Beim ZDF, wo die Serie seit 2005 ausgestrahlt wird, mischt man ohnehin die Episoden, wie es den Programmplanern gerade in den Sinn kommt. Deshalb wird Nettles hier wahrscheinlich bis ins Jahr 2071 ermitteln. Wahrscheinlich ist das auch völlig egal, weil sowieso noch niemand je eine Folge ganz gesehen hat. Wie auch immer, erzählen wir schnell, was am Sonntag passierte: Es ging diesmal um drei alte Damen, die in einem Seniorenheim unsanft zu Tode gekommen waren, und Tom Barnabys kluge Tante Alice, ebenfalls dort für zwei Wochen untergebracht, hatte Verdacht geschöpft. Am Ende machten die beiden die Täterin dingfest. Allerdings erschloss sich mir die Dramatik des Ganzen dann doch nicht so richtig. Die Mörderin jedenfalls war eine mir völlig fremde Person: Ich war nämlich diesmal im Mittelteil mal kurz... naja. Sagen wir: weggewesen.

Fritz-Peter Linden

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