Halb zog sie ihn, halb sank er hin

Bernkastel-Kues · Als Thema sind Frauen in der Kunst schon lange beliebt. Das zeigt einmal mehr eine Ausstellung in Bernkastel-Kues mit Werken der Künstlergruppe Quadriga.

 „Die Prostituierte“, Gemälde von Theo Grumbach. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

„Die Prostituierte“, Gemälde von Theo Grumbach. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Bernkastel-Kues. Auch bei Künstlern ist sie spätestens seit dem 16. Jahrhundert Thema Nummer eins. Soll heißen: Seit damals gilt die Darstellung von Frauen als beliebtestes künstlerisches Motiv. Auch die Mitglieder der in den 50er Jahren in Bernkastel-Kues gegründeten Künstlergruppe Quadriga hat offensichtlich das "ewig Weibliche" künstlerisch hinan- wie hinabgezogen, wie derzeit eine interessante Ausstellung in der Akademie Kues zeigt. Einmal mehr wird damit zudem an die vierköpfige Gruppe erinnert, die in den Nachkriegsjahren der Region neue Kunstfenster öffnete und dazu beitrug, Abstraktion wie Moderne dort sesshaft zu machen. Zu sehen sind Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafik zum Thema. Eng an Vorbilder der französischen Moderne hat sich der talentierte Grafiker Bert Dörr gehalten.
Auch Josef Junks Arbeiten verdeutlichen einmal mehr sehr seine Nähe zu Frankreich, was nicht zuletzt von seinem Studium in Saarbrücken herrühren mag. Als ausdrucksvoller Kolorist, der seine Figuren, deren schlichte Umrisse an Kinderzeichnungen erinnern, kräftig mit Farbe befeuert, stellt sich Johannes Maria Dietz vor. Die interessanteste Position in dieser Schau sind gleichwohl die Gemälde von Theo Grumbach. Auch wenn sie technisch nicht unbedingt perfekt sind: In seinen farbstarken, zum Teil mit leidenschaftlicher Geste gemalten Frauenbildern legt der Maler, der in Lieser lebte, seine Seelenwelt offen.
Hinter der gutbürgerlichen Fassade des Kirchenmusikers und Winzers offenbart sich ein geradezu abgründiges Innenleben voller Sehnsüchte, Gefühlsstürme und Ängste. "Tanz, Seele, tanz", heißt der Titel der Ausstellung. Auf Grumbachs Arbeiten passt er am besten. Wobei der Tanz auch zuweilen durchaus ein Tanz teuflischer Geister gewesen sein dürfte, wie diese Bilder vermuten lassen. Im Unterschied zu seinen Kollegen haben die Frauenbilder Grumbachs selten die Anmutung des Schönen. Seine Frauen sind Schöne und Bestie, enthemmt wie enthemmend. So wie die auf Egon Schiele verweisende "Tochter des Herodes" - das interessanteste Bild der Schau. er
Bis 15. Juli, Montag-Donnerstag 9-12 Uhr und 14-16 Uhr, Freitag 9-12.30 und nach Vereinbarung, Tel.: 06531/9695-0

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