Harfenvirtuose Xavier de Maistre lässt sogar die Engel staunen

Bernkastel-Wehlen · Ein Abend um Engel neidisch zu machen: Xavier de Maistre und seine Harfe haben am Wochenende im Kloster Machern ihr Publikum begeistert. Finanziert hatte das hinreißende Konzert der Verein der "Freunde des Mosel Musikfestivals".

Bernkastel-Wehlen. Wenn Anne-Sophie Mutter spiele, schrieb einmal die New York Times, hörten die Engel im Himmel zu harfen auf. Wenn sie Xavier de Maistre hörten, so wie am Sonntag in Machern, fingen sie gar nicht erst an. Der berühmteste Harfenist dieser Zeit ist ein Klangzauberer, der im Kraftfeld seines Instruments und im feinen Netz seiner Töne seine Zuhörer atemlos gefangen hält.
Vom Anspruch der Engelsmusik habe er die Harfe befreit, ist häufig zu lesen. Dabei wird vergessen, dass die Harfe auch das Instrument des Königs David ist. Wie eine moderne Ausgabe jenes feinsinnigen biblischen Harfenspielers wirkt der junge Franzose tatsächlich ein bisschen, wenn er dort oben auf der Bühne sitzt, sich zärtlich an sein Instrument schmiegt, in es hineinhört, es vielfarbig zum Klingen bringt und ihm beschwichtigend die Hände auf die Saiten legt.
Xavier de Maistre und seine Harfe sind eins. Er ist ihr geistreicher, einfühlsamer Partner und der virtuose Meister ihrer Stimmungen und Energien. Ins Kloster Machern hatte der Künstler ein Programm mit Musik vom 18. bis 20. Jahrhundert mitgebracht, zum größten Teil Werke, die er selbst für Harfe eingerichtet hat. Mit einem Juwel - Wolfgang Amadeus Mozarts Klaviersonate in C-Dur, KV 545, - begann der Abend. De Maistres Harfe ließ die Töne funkeln, gab ihnen Feinschliff und machte dabei die ganze Fülle dieser feinen Komposition hörbar, ihren Übermut, ihre Innerlichkeit, ihre melancholischen Ahnungen. Mozarts Musik rührte und neckte, war Serenade und Seelensprache.
Gedankenvoll und ganz nach innen gekehrt erklang anschließend Giovanni Battista Pescettis Cembalo-Sonate in c-Moll. Zum Poeten wurde der französische Musiker in der "Großen Fantasie für Harfe, opus 84, La Mandoline" seines Kollegen, des englischen Harfenvirtuosen Elias Parish-Alvars. Einem nachdenklichen Impromptu von Gabriel Fauré folgte das verstörende, zuweilen gespenstische Divertissement Nr. 2 für Harfe von André Caplet. Zum Ende: Friedrich Smetanas berühmte "Moldau". In de Maistres Spiel wurde die opulente Tondichtung zum feinen Klangbild. Jubelnd und mit Standing Ovations bedankten sich die etwa 200 Zuhörer. er

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