Hautnah und bittersüß

Den Hautnah-Charme der Club-Konzerte, die sie in der New Yorker Underground-Musikszene populär gemacht haben, vermittelte die junge Songwriterin Heather Greene bei einem Konzert in der Tufa Trier. Mit den elegischen wie kraftvollen Balladen ihres neuen Albums "Sweet Otherwise" und einer natürlichen, offenen Art zog sie das Publikum in ihren Bann.

 Heather Greene und ihre Band begeisterte mit ihren bittersüßen Balladen in der Trierer Tufa. TV-Foto: Anke Emmerling

Heather Greene und ihre Band begeisterte mit ihren bittersüßen Balladen in der Trierer Tufa. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. In den Clubs ihrer Wahlheimat New York feierte Hea ther Greene ihren Durchbruch, die Veröffentlichung ihres ersten Albums vor drei Jahren brachte ihr lobende Kritiker-Vergleiche mit Joni Mitchell oder Tori Amos ein. Hierzulande ist die junge Songwriterin noch ein Geheimtipp.

Warmer Sound aus dem Wurlitzer



Die sympathische Sängerin nimmt hinter dem E-Piano, einem Wurlitzer, das für seinen warmen, vibraphon-artigen Klang bekannt ist, Platz. Sie stimmt die Leitmotive ihrer Songs an, allesamt träumerische Mitsumm-Melodien mit melancholischem Charakter. Mit klarer, hoher mädchenhafter Stimme, die sie zuweilen bewusst brüchig oder einen Hauch neben der vorherrschenden Tonart liegend einsetzt, webt sie darüber filigrane Gesangslinien.

Heather Greenes Lieder erzählen vom emotionalen Wirrwar in Beziehungen und sind daher wie Bitterschokolade bar überflüssiger Süße. Verschiedene Aromen erhalten die Balladen durch vielfältige stilistische Einflüsse wie Jazz, Blues, Country, New Wave oder Bossa Nova, die ganz subtil durchschmecken, in Solopassagen der Band aber zur Auflockerung und Bereicherung des Abends ein Eigenleben führen dürfen. Dann nämlich, wenn Heather Greene das Publikum fragt: "Was wollt ihr hören, Jazz, Punk, Afrikanisches oder HipHop?", zeigen Mino Gori (Drums), Ron Spielman (Gitarre) und Björn Verra (Bass), was sie noch alles drauf haben.

Für Furore sorgen vor allem exquisite Jazzsoli von Gitarrist Ron, aber auch mitreißende Funk-Partien des Bassisten und Weltmusikrhythmen des Drummers. Er, der auch ein Stück beisteuert, in dem Tom Pettys "Free Fallin" zitiert wird, tauscht zum Spaß mit Heather Greene die Plätze.

Ein weiteres Schmankerl am von Spielfreude und persönlichem Austausch geprägten Abend. Mit Applaus wird die sympathische Truppe verabschiedet, ihre CDs gehen weg wie warme Semmeln, sicher spricht sich der Geheimtipp jetzt ein bisschen weiter herum.

CD-TIPP

"Sweet otherwise" heißt das zweite Album von Hea ther Greene, das in diesem Monat bei O-Tone-Music erschienen ist. Es hat eine enorme stilistische Bandbreite, von der eingängigen Pop-Nummer "Get up and Go" bis zum schwebend-groovigen Opener "Hey, Wait". Ein abwechlslungsreicher Geheimtipp.

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