#literaturintrier Dichter mit scharfer Zunge

Trier · Heinrich Heine und die Heimat: In der Reihe #literaturintrier gestaltet das Ensemble Kalliope einen Abend zu einem der bekannntesten deutschen Dichter.

  Bassbariton Carlo Entringer und Pianist Claude Weber interpretierten Vertonungen von Heine-Gedichten.

Bassbariton Carlo Entringer und Pianist Claude Weber interpretierten Vertonungen von Heine-Gedichten.

Foto: TV/Michaela Hellmann

„Hätt‘ er gelernt was Rechtes, müsst’ er nicht schreiben Bücher.“ Das sagte Salomon Heine über seinen Neffen, den Dichter und Schriftsteller Heinrich Heine. Gott sei Dank hatte der junge Heine die Banklehre bei seinem Onkel in Hamburg abgebrochen und seiner Leidenschaft gefrönt. Denn sonst wären Zeitgenossen und Nachwelt nie in den Genuss so ironischer Gedichte wie „Ein Fräulein stand am Meere“ gekommen.

Damit eröffnete der Schauspieler Hilmar Berndt des Ensembles Kalliope den Abend unter dem Titel „Heinrich Heine: Wie fern die Heimat“ in der Reihe #literaturintrier in der Wohnzimmeratmosphäre des Kleinen Saals der Tufa. Im Wechsel rezitierte Berndt Auszüge aus Heines Werk und Bassbariton Carlo Entringer und Pianist Claude Weber präsentierten Gedicht-Vertonungen. Moderatorin Nadine Hoffmann, die das Konzept des Abends entworfen hat, zeichnete den Lebensweg Heines nach. Besonderes Augenmerk legte sie dabei – wie im Titel angekündigt – auf Heines Verhältnis zu seiner Heimat. Denn der aus einem jüdischen Elternhaus stammende Heine wurde wegen seiner Religion und seiner politischen Ansichten besonders in Preußen angefeindet, sodass er nach Paris übersiedelte. Aber auch die Rezeption seiner Werke, besonders in der Zeit des Nationalsozialismus, sowie das Gedenken an einen der bedeutendsten deutschen Dichter in Form von Denkmälern zog Hoffmann in ihre Betrachtungen ein. Einer der bekanntesten Heine-Texte, das vielfach vertonte Gedicht „Die Loreley“, trug Bassbariton Carlo Entringer, begleitet von Claude Weber, in zwei Versionen vor. Zu Beginn des Abends erklang die Vertonung von Komponist Friedrich Silcher und gegen Ende die Fassung von Clara Schumann. Ob romantisch-verträumt oder düster: Entringer und Weber trafen die Stimmung der Heine-Lieder und das Publikum lauschte ihnen andächtig. Kichern und Lachen dagegen erklang, als Schauspieler Hilmar Berndt aus dem Reisebericht „Die Harzreise“ vortrug, in der Heine scharfzüngig Land und Leute aufs Korn nahm: „Das Gesicht nur ein Mund zwischen zwei Ohren, die Brust trostlos öde wie die Lüneburger Heide.“ Die Zuschauer bedankten sich bei den Künstlern mit langanhaltendem Applaus.

Rundum also ein gelungener Abend? Abiturient Sören Marz zeigte sich zwiegespalten. Zwar habe ihm die Veranstaltung ganz gut gefallen, „allerdings war sie eine starke Ästhetik-Nummer. Heine war bekannt dafür, dass er sehr politisch war und sich kritisch zum Zeitgeschehen geäußert hat. Gerade diese Stellen wurden im Vortrag ausgelassen.“ Zuschauerin Astrid Hering war anderer Meinung: „Mich hat das Konzept total überzeugt. Der Abend hat mir Heines Sprache und Leben näher gebracht.“

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