Helles Licht am Trierer Chorhimmel

Trier · Mit einer herausragenden Leistung hat das Vokalensemble Dom zu Trier bei seinem Gründungskonzert überzeugt. Rund 300 Zuhörer feierten in der Jesuitenkirche die grandiosen Stimmen.

 Jung und stimmlich beeindruckend: Das Vokalensemble Dom zu Trier bei seinem Konzert in der Jesuitenkirche. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Jung und stimmlich beeindruckend: Das Vokalensemble Dom zu Trier bei seinem Konzert in der Jesuitenkirche. TV-Foto: Mechthild Schneiders

"Es ist ein Ros' entsprungen" tönt es aus dem Chorraum der Jesuitenkirche. Von rechts und links dringen langanhaltende Töne. Sie umschweben die extrem verlangsamte Melodie wie ein klanglicher Heiligenschein. Die Sänger des Vokalensembles Dom zu Trier haben sich bis auf die vier Solisten vor dem Hochaltar in den Seitengänge der Kirche verteilt. So umfließen die Töne die Zuhörer von allen Seiten.

Im Mittelpunkt des Gründungskonzerts des neuen Ensembles der Dommusik Trier steht Johann Sebastian Bachs fünfstimmige Motette "Jesu meine Freude". Eingängige Choräle wechseln sich ab mit Spruchmotetten, der Gesamtchor mit Terzetten, getragene Passagen mit flotteren, leise mit lauten. Die Sänger unter Leitung von Domkantor Thomas Kiefer meistern das Stück mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit. Dass Marcus Adams an der Truhenorgel und Sophie Notte am Violoncello das Werk dezent begleiten, steht in keinem Widerspruch zum Begriff "a cappella". Zu Bachs Zeiten war es üblich, reinen Gesangsstücken eine Orgel-Improvisation zur Seite zu stellen.

Erstaunlich, die vielen jungen Gesichter im Chor. Am Dom werde eine so intensive Chorarbeit betrieben, dass viele gut geschulte Stimmen dabei seien, sagt Chorleiter Kiefer (33). Zwischen 15 bis gut 50 Jahre alt seien die 32 Sängerinnen und Sänger, jede Stimme sei achtfach besetzt. Der jüngste Sänger singe den zweiten Bass. Der Chor hat ein strammes Programm am Wochenende. Bereits am Samstag wirkt er bei "Musik und Wort im Advent" mit, am Sonntagmorgen singt er beim Hochamt, abends dann das Gründungskonzert, bei dem die Stimmen frisch klingen. Kiefer hat klanglich und technisch anspruchsvolle geistliche Gesänge mit Bezug auf Advent und Weihnacht gewählt. Die Zuhörer sitzen gebannt auf den Bänken und beigestellten Stühlen, einige schließen die Augen, um dem Klang der Stimmen noch intensiver zu lauschen. 300 sind gekommen, trotz des widrigen Wetters.

Kiefer versteht es, den Raum der Kirche klanglich voll auszureizen. Anfangs stehen die Sänger im hinteren Chorraum. Voll tönt Trond Kvernos "Ave Maris Stella" durch das Kirchenschiff, eines der geistlichen Stücke zeitgenössischer Komponisten, zu denen auch Eric Whitacre gehört. Die hohen Stimmen in dessen "Lux Aurumque" hallen dank der guten Akustik noch lange im Raum nach.

Als die letzten leisen Töne in "Es ist ein Ros' entsprungen" im Arrangement des zeitgenössischen schwedischen Komponisten Jan Sandström verklingen und Thomas Kiefer die Hände sinken lässt, ist es einen Moment ganz still. Dann bricht das Publikum in Jubel aus, applaudiert enthusiastisch dem neuen Chor, der sich mit Max Regers "Unserer lieben Frauen Traum" bedankt.

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