Heul doch: Vor 30 Jahren rührt E.T. die Menschen zu Tränen

Los Angeles · Die Geschichte eines Außerirdischen, der auf der Erde strandet und dem eine Gruppe Kinder hilft, wieder nach Hause zu kommen, war lange Zeit der erfolgreichste Film überhaupt. Am 9. Dezember 1982 kam er in die deutschen Kinos.

Los Angeles. Eine laue Sommernacht, irgendwo in den Bergen: Aus dem sternklaren Nachthimmel sinkt ein kugelförmiges Raumschiff in eine Waldlichtung hinab. Aus seinem Inneren watscheln Kreaturen mit langen Hälsen. Per Gedankenkraft töten sie erst alle Tiere, die ihnen begegnen. Dann begeben sie sich hinab in die Stadt, entführen einige Kinder und foltern sie bis zur Bewusstlosigkeit.
Keine Sorge, falls das jetzt nicht der E.T. ist, den Sie in Erinnerung haben: Die geschilderte Szene stammt nämlich aus Steven Spielbergs erstem groben Entwurf für eine Fortsetzung zu seinem legendären Kassenknüller von 1982. Und so schnell, wie sich der Starregisseur den bizarren Plot zu "Nocturnal Fears" zusammenreimte, ließ er auch wieder von der Idee ab, E.T.s böse Zwillingsbrüder über die Erdenkinder Elliott, Gertie und Michael herfallen zu lassen. Zum Glück für die Filmwelt und sein eigenes Andenken: Denn der echte und bis heute einzige "E.T. - Der Außerirdische", der am 11. Juni 1982 in die amerikanischen Kinos kam, ist natürlich trotz aller Spannung und Dramatik ein warmherziger Familienfilm, in dem das Böse schlichtweg keinen Platz hat. Die ärgsten Gegenspieler sind Wissenschaftler, die den gestrandeten Außerirdischen fangen und untersuchen wollen - vergeblich: In dem Streifen, der die kindliche Perspektive so konsequent einnimmt, dass die Körper fast aller Erwachsenen ständig aus dem Bild herausragen, verhilft die Clique um den jungen Elliott dem schrumpeligen Wesen schließlich zur Flucht von der Erde. Während der finalen Abschiedsszene wurden weltweit Millionen Taschentücher vollgeheult.
Mit E.T. setzte der damals 36-jährige Spielberg ein besonderes Glanzlicht in seiner Karriere, die bis heute eine schier endlose Reihe an Kinohits wie "Der weiße Hai", "Indiana Jones" oder "Jurassic Park" hervorgebracht hat. Der Film spielte seine heute lächerlichen Produktionskosten von zehn Millionen Dollar fast 80-fach wieder ein - ein so gutes Verhältnis erreicht keiner der etwa 30 Filme, die seither mehr eingespielt haben. Ähnlich wie später beim Dinosaurier-Spektakel "Jurassic Park" ergoss sich eine bis dahin ungekannte Flut an Merchandising-Artikeln über die Kaufhäuser: Spielzeug, Bücher, Bettwäsche machten nur den Anfang - es wäre wohl leichter, nur die Gegenstände zu nennen, auf die damals kein E.T.-Konterfei gedruckt wurde.
Allerdings ging das nicht immer gut: Der damals junge und kräftig boomende Videospiel-Markt erlebte ohnehin gerade einen verheerenden Crash, als der Misserfolg des lieblos produzierten Spiels zum E.T.-Film beinahe dessen Hersteller Atari ruiniert hätte. In einer legendären Aktion wurde schließlich ein gutes Dutzend LKW-Ladungen der überzähligen Steckmodule auf einer Müllkippe in der Wüste von New Mexiko verbuddelt.
Auch für die Darstellerin der kleinen Gertie wurde E.T. beinahe zum Ruin: Die damals achtjährige Drew Barrymore verfiel mit Zwölf Alkohol und Kokain, rappelte sich nach Selbstmordversuch und Psychiatrie aber wieder auf - und arbeitet heute erfolgreich als Schauspielerin und Regisseurin.

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