Hexen aus Oberemmel

TRIER. Im würdigen Ambiente des Rokoko-Saals im Kurfürstlichen Palais wurde der 44. Jahrgang des Kurtrierischen Jahrbuchs vorgestellt. Auf 326 Seiten bietet er neue spannende Erkenntnisse aus der Geschichtsforschung im Trierer Raum.

Nicht nur Historiker freuen sich jährlich auf ein vorweihnachtliches Ritual, das seit 1961 einen festen Platz im Kalender hat - die öffentliche Präsentation des Kurtrierischen Jahrbuchs. Mit dem Anliegen, historische Erkenntnisse zu bewahren und für die Forschung bereitzustellen, entwickelte sich diese Schrift aus den seit 1950 erscheinenden Trierer Jahrbüchern. Die Stadtbibliothek Trier, der Verein Kurtrierisches Jahrbuch, das Bistumsarchiv, das Landesmuseum und die Gesellschaft für nützliche Forschungen zu Trier sind an der Herausgabe beteiligt, finanziert wurde es von Stadt, Land, Bistum, Sparkasse, Volksbank Saarburg und der Pfarrei Eller. ADD-Präsident Josef Peter Mertes würdigte das Buch als "unentbehrliches Organ der Trierer Geschichtsforschung". Es genieße breite wissenschaftliche und gesellschaftliche Verankerung. Elf reich illustrierte Aufsätze sowie Buchbesprechungen namhafter Historiker beleuchten in der aktuellen Ausgabe Themen von Antike bis Neuzeit, zum Beispiel das Städtelob eines spätantiken gallischen Dichters, der Trier den sechsten Platz in einer Rangfolge von zwanzig vornehmen Städten des römischen Reiches einräumt.Was die Kirche von Eller und Chile verbindet

Auch werden literarische Zeugnisse aus dem Mittelalter, so Zauber- und Segenssprüche aus dem 9. und 10. Jahrhundert behandelt. Einen lebendigen Zugang zu Lebensumständen des frühen 17. Jahrhundert bietet der Auszug aus einer Hexenprozessakte aus Oberemmel. Außerdem werden überraschende Verbindungen zwischen der Pfarrkirche zu Eller und Chile über Malerei von Heinrich Foelix (1732-1803) aufgedeckt. Als "sehr ungewöhnlich" bezeichnete Gunther Franz, leitender Direktor der Stadtbibliothek, den Restaurierungsbericht aus dem 19. Jahrhundert, der die Wiederherstellung des Domkreuzganges beschreibt. Doch auch der aktuellen Geschichte wird das Werk gerecht, etwa der Sanierung der Stadtbibliothek oder der Einrichtung der Landeskundlichen Literaturdatenbank Trebeta. Überdies finden sich bemerkenswerte Ereignisse des Jahres 2003 in der Stadttrierischen Chronik am Ende des Buches. Im Verlauf der Präsentation genoss das interessierte Publikum einige besondere Vorträge. Walter Liederschmitt, alias Woltähr, vertonte ein mittelalterliches Städtelob aus der Carmina Burana, das Paul Dräger zuvor als Hochzeitslied "entlarvt" hatte. Abschließend zeigte Hans-Walter Stork von der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg erstmals in Trier Abbildungen aus einer mittelalterlichen Handschrift aus dem Trierer Agnetenkloster, auf dessen Ruinen die heutige Stadtbibliothek steht. Die 44. Ausgabe des Kurtrierischen Jahrbuchs ist erhältlich bei der Stadtbibliothek Trier, Fax 0651/718-1428, E-Mail: stadtbibliothek@trier.de

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