"Hier blödle ich und kann nicht anders"

Trier · In den 70ern fegten seine Fernsehshows die Straßen leer, in den 80ern brach sein Kinodebüt alle Rekorde. Seine Platten kannte man auswendig. Otto Waalkes, heute 65, ist seit vier Jahrzehnten im Geschäft und einer der bekanntesten deutschen Komiker. Im Oktober kommt er nach Trier.

Trier. Von der formalen Anrede mit "Sie, Herr Waalkes" will der Mann aus Emden nichts wissen. "So\'n Quatsch, das passt doch gar nicht. Lass uns einfach Du sagen." Mit TV-Redakteur Jörg Pistorius sprach Otto über seine Rolle auf der Bühne und im Leben, das Faultier Sid, sein Verständnis von Komik und seine Pläne für die Zukunft.Wenn in den 70ern die Otto-Show im Fernsehen kam, lag deine Einschaltquote in der Nähe von 60 Prozent und damit bei mehr als 30 Millionen Zuschauern. Heute lachen die Kinder dieser Zuschauer über das von dir gesprochene Faultier Sid in Ice Age und die Sieben-Zwerge-Filme. Wie sehr hat sich die Welt der Unterhaltung für Otto verändert?Otto: Gar nicht so sehr. Das Publikum hat sich ja nicht verändert, es ist nur größer geworden. Die Zwergenfilme und Ice Age ziehen natürlich ein junges Publikum an, das meine alten Programme gar nicht kennt. Die haben zum Glück Langzeitwirkung und sind alltagslos. Ihnen wird zur Last gelegt, Sie hätten an dem Ast gesägt. Damals wie heute sind das Verse, die wirklich funktionieren.So wie Robin Hood. Den gibst du live schon seit Jahrzehnten. Früher war er eher Robert Lembke, heute ist er Robbie Williams oder Lady Gaga.Otto: Jaaaa, Robin Hood. In der letzten Version kam er mit Rollator. (Mit Kinderstimme) Papa, kennst du Robin Hood? (Mit tiefer Stimme) Wen? Robin Hood? Ja, lebt denn der überhaupt noch?Robin Hood ist eine deiner erfolgreichsten Rollen. Otto auch? Steckt da vielleicht ein ganz anderer Mensch hinter der Blödelmaske?Otto: Ich versuche ja immer, ernst zu sein, aber niemand nimmt mich ernst. Aber jetzt mal im Ernst: Seit dem Kindergarten bin ich so, wie man mich kennt. Ich spiele keine Rolle, sondern bin und bleibe so, wie ich eben bin. Hier blödle ich und kann nicht anders.Erzähl doch mal was über dein neues Programm, das du auch in Trier zeigen wirst.Otto: Neue Lieder, neue Stücke, vieles wird neu. Bis zum Otto-Gangnam-Style wird alles parodiert, und es gibt eine Heino-Invasion. Aber natürlich ist es auch immer ein Wunschkonzert bekannter Nummern, die ich gerne gebe, wenn die Leute es wollen.Du hast Heino schon immer auf die Schippe genommen.Otto: Heino ist ein Profi. Er weiß: Parodie ist die aufrichtigste Form der Verehrung. Deshalb funktioniert das mit uns beiden so gut.Du warst nie Kabarettist, sondern immer ein reiner Komiker. War das so gewollt?Otto: Gewollt oder nicht, es war halt immer schon so. Zum Kabarettisten fehlt mir der Geist.Welcher Geist?Otto: Der Zeitgeist.Du bist gerade 65 geworden. Wie lange bist du noch da?Otto: Wie spät haben wir es jetzt?Ich frage anders: Wie lange steht Otto noch auf der Bühne?Otto: Keine Ahnung, ich bin ja kein Mediziner oder Hellseher. Loriot war 65, als er seinen ersten Film gemacht hat. Ich habe noch viel vor, nach oben ist alles offen. Wir arbeiten an einem Animationsfilm in 3D und am dritten Sieben-Zwerge-Film. Der wird die Vorgeschichte der ersten beiden erzählen (imitiert einen Trommelwirbel): Die Legende lebt. Ein Männlein steht im Walde. Es macht Spaß, die Leute kommen. Warum also aufhören? Ich bin definitiv nicht auf Abschiedstournee.Am 25. Oktober spielt Otto in der Arena Trier. Karten gibt es im TV-Service-Center Trier, unter der TV-Tickethotline 0651/7199-996 sowie im Internet unter www.volksfreund.de/tickets.Extra

Otto Waalkes wird 1948 im ostfriesischen Emden geboren. Schon als Teenager tritt er solo und mit seiner Band The Rustlers auf. In Hamburg studiert er Kunstpädagogik und wohnt in einer WG mit Udo Lindenberg. Bereits mit seinen ersten vier Alben 1973 bis 1976 wird er zur Kultfigur. Sein erster von bis heute neun Kinofilmen wird 1985 mit 14,5 Millionen Zuschauern zur erfolgreichsten deutschen Produktion seit Beginn der Aufzeichnungen. Otto war zweimal verheiratet und hat einen Sohn. jp

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