Hier klebt der Künstler selber

LUXEMBURG. Letztens waren es Kühe; in diesem Sommer sind es tragende Säulen: Mit künstlerisch gestalteten Litfaßsäulen wirbt Luxemburg für seine Hauptstadt.

 Blickfang im Luxemburger Stadtbild: Die Litfaßsäulen, die demnächst künstlerisch aufgewertet und anschließend verkauft werden.Fotos: Basic Consult

Blickfang im Luxemburger Stadtbild: Die Litfaßsäulen, die demnächst künstlerisch aufgewertet und anschließend verkauft werden.Fotos: Basic Consult

So richtig die Sau raus lassen neuerdings die Marketing-Chefs der Städte. Seit der Expo 2000 ist Kunststoffvieh angesagt im Werbewunderland. Es wiehert und grunzt in den Fußgängerzonen von Lüneburg bis Aachen, in Berlin ist schon lange der Bär los, anderswo steckte poppig bunt Vogel Strauß den Kopf in den Sand. Dem deutschen Tier-Zirkus stehen die Luxemburger Nachbarn nicht nach. Den ganzen Sommer 2001 trieben sie ihre künstlerisch aufgepeppte Cow-Parade als Sympathieträger durch die großherzogliche Hauptstadt. Kunst sei das nicht (ebensowenig wie in deutschen Landen), war in einem renommierten Kunst-Magazin zu lesen. Muss ja auch nicht alles sein. Dem Publikum jedenfalls gefiel die Love-Parade nach Rindvieh Art.

Gleichwohl: 2002 war es ruhig im Großherzogtum, zumindest was den werbeträchtigen Viehtrieb anging. Wer deshalb glaubt, die Luxemburger Stadtwerber seien nach der riesigen Erfolgsstory ihrer Kuh-Kunst inzwischen auf den Hund gekommen, der irrt. Öfter mal was Neues, dachte man statt dessen dort. "Die Kuh ist nun einmal das sympathischste Tier", meint Michèle Spautz von der Union Commerciale, der Luxemburger Werbegemeinschaft. Die oder keine, hieß es deshalb dort in Sachen tierischer Werbeträger.

So entschloss man sich, in diesem Jahr wieder auf die bewährte alte Litfaßsäule als Werbeträger zurückzugreifen. 100 der nach ihrem Berliner Erfinder Alfred Litfaß benannten Anschlagsäulen sollen in diesem Jahr zwischen April und September die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und für die Reize der Festungsstadt werben. "Défense d\\\'afficher" (Plakate ankleben verboten) heißt es dort, es sei denn, man ist einer der Künstler, die für die Gestaltung der Säulen sorgen sollen.

Drei Arten von Anschlagsäulen bietet die Union Commerciale an. Neben der üblichen eine transparente und eine beleuchtete. Mitmachen kann im Prinzip jeder. Der künstlerischen Phantasie sind bei der Werbekunst keine Grenzen gesetzt, "solange sie im Rahmen der guten Sitten bleibt". Einzige Bedingung: Vor der Gestaltung müssen die Säulen - wie ehedem auch die Kühe - erworben werden. Die Preise reichen von 2200 Euro für das Basis-Modell bis 2800 Euro für das erleuchtete. Die Hälfte der Litfaßsäulen ist inzwischen verkauft. Käufer sind vor allem Firmen, Institutionen und Banken, die ihrerseits die Gestaltung in Auftrag geben. Aber auch Privatleute und die Künstler selbst sind eingeladen, Besitzer einer Kunstsäule zu werden.

Ob Herrn Litfaß\\\' Erfindung soviel Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird, wie seinerzeit das bunte Rindvieh auf der Straßenpflasterweide, bleibt abzuwarten. Jedenfalls wollen die Initiatoren ihre Idee künftig auch anderen Städten anbieten.

Informationen für Kaufwillige bei der Société Soprosolux, Tel. (00352) 226260.

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