Hier Ruhestand, da Karrieresprung

Trier · Zum Saisonende heißt es am Trier er Theater Abschied nehmen von einigen Akteuren auf und hinter der Bühne. Für einige war Trier ein Durchlauferhitzer auf dem Weg zur weiteren Karriere, andere haben fast ihr gesamtes Theaterleben an der Mosel zugebracht.

Trier. Er war der große Mann für die kleinen Rollen: Hans-Peter Leu gehörte drei Jahrzehnte lang quasi zum Inventar des Theaters am Augustinerhof. Kaum eine Produktion ohne das Multitalent aus der Schweiz. Egal ob in seinem Hauptmetier, der Schauspielerei, oder als Musiker, Sänger, Stepptänzer: Auf Leu mochte kein Intendant verzichten. Tragödie, Komödie, Kindermärchen, Musical: Der heute 64-Jährige war überall präsent.
Oft waren es die Nebenrollen, denen er Profil verlieh. Umso schöner, dass er gerade in den letzten Karrierejahren mit "Josef und Maria" und "Sonny Boys" zwei Pracht-Partien formen durfte, die dem Trierer Haus große Publikumserfolge bescherten.
Gemessen an Leu, waren die Mezzosopranistin Claudia-Denise Beck und der Bariton Carlos Aguirre mit jeweils zwei Jahren Ensemble-Zugehörigkeit nur Zaungäste an der Mosel.
Und doch: Die beiden jungen Sänger machten mit ihrem herausragenden Talent dem Publikum viel Freude. Dass sie das Haus verlassen, hängt damit zusammen, dass beide einen Fachwechsel zur höheren Stimmlage anstreben - und das erfordert eine längere Umstellungsphase, in der man Rollen aus seinem ursprünglichen Fach tunlichst meiden sollte. Späteres Wiedersehen nicht ausgeschlossen.
Ein neuer Schritt auf der Karriereleiter liegt auch vor dem ersten Kapellmeister Valtteri Rauhalammi. Er wechselt nach vier Spielzeiten in Trier in gleicher Funktion ans wesentlich größere Gelsenkirchener "Musiktheater im Revier".
Das große Opernhaus vertraut ihm gleich in der ersten Saison Mozarts "Hochzeit des Figaro" an - ein bemerkenswerter Vertrauensbeweis für den 30-jährigen Finnen.
Bei den Tänzern herrscht große Kontinuität, Tanztheater-Chef Sven Grützmacher arbeitet mit seiner kompletten Truppe. Allerdings ist sein Vertreter Jean-Pierre Lamperti in der kommenden Saison nicht mehr mit von der Partie. Aus dem Orchester verlassen Jan Pawel Kopzynski und Takashi Miura das Haus, aus dem Chor Magali Schmid.
Den größten Karrieresprung von Trier aus macht der Chef des Künstlerischen Betriebsbüros, Daniel Herzog. Der Mann, der die Spielpläne bastelte, Besetzungsprobleme aller Art löste, Ideen für Abos entwickelte und die Kommunikation in sozialen Netzwerken ankurbelte, geht nach Kaiserslautern - wo er nicht nur als KBB-Direktor amtiert, sondern auch als Stellvertreter des neuen Intendanten Urs Häberli. Vielleicht kann er dort das eine oder andere Konzept umsetzen, das in Trier nicht zu realisieren war.

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