„Highway to Hell“ für AC/DC: Bleibt Rudd in der Band?

Wellington (dpa) · Die Staatsanwaltschaft rudert zurück: Doch die Anklage wegen versuchten Auftragsmordes gegen AC/DC-Schlagzeuger Phil Rudd hat weltweit Schlagzeilen gemacht. Der Wirbel trifft die Band vor ihrer geplanten Welttournee. Bleibt Rudd an Bord?

 Es gibt keine Beweise. Foto: Sara Johannessen

Es gibt keine Beweise. Foto: Sara Johannessen

Die spektakuläre Anklage gegen AC/DC-Schlagzeuger Phil Rudd (60) ist vom Tisch, aber der „Highway to Hell“ ist für die legendäre Hardrockband damit noch nicht zu Ende. Denn die Schlagzeilen treffen die australischen Musiker zum Ende eines ohnehin turbulenten Jahres. Erst vor kurzem stieg Gitarrist und Gründungsmitglied Malcolm Young aus - wegen Demenz, wie seine Familie bestätigte.

Ein herber Verlust für die Gruppe („Hells Bells“), und das kurz bevor die Band ihr erstes Album seit sechs Jahren veröffentlicht. „Es ist ganz offensichtlich ein sehr schweres Jahr für sie“, sagt Glenn A. Baker, ein bekannter australischer Musikkommentator. „Sie haben in diesem Jahr ihr Gründungsmitglied verloren und sind nach Vancouver gegangen, um dort ihr neues Album ohne ihn aufzunehmen.“

Zum Besten geben will AC/DC die neuen Songs und Klassiker wie „Highway to Hell“ dann auf einer Welttournee. Fraglich aber, ob Schlagzeuger Rudd dann mit an Bord ist. Australische Zeitungen hatten bereits in den vergangenen Wochen über eine mögliche Trennung AC/DCs von Rudd spekuliert. Die Anklage wegen Drogenbesitzes - die im Gegensatz zum versuchten Auftragsmord nicht zurückgezogen wurde - könnte den Drummer zudem an einer Einreise in einige Länder hindern, sagt Baker.

Die Band hält sich in einem Statement auf ihrer Webseite bedeckt: „Wir geben dazu keinen Kommentar ab. Phils Abwesenheit wird keinen Einfluss auf die Veröffentlichung unseres neuen Albums "Rock or Bust" und die bevorstehende Tour im nächsten Jahr haben“, schreibt sie. Bei Experten und Fans aber löst der Fall Rudd Spekulationen um die Zukunft der Band wieder an - in der Musikbranche kursierten Trennungsgerüchte ohnehin. Der Schlagzeuger, der seit Jahrzehnten in Neuseeland lebt, erschien - sichtlich gezeichnet und mit zerzaustem Haar - vor Gericht.

Im Gegensatz zu vielen anderen Rockbands fielen AC/DC in vier Jahrzehnten kaum mit Skandalen auf. Das tragischste Ereignis in der Bandgeschichte war 1980 der Tod von Sänger Bon Scott nach Alkoholexzessen.

Die größte Aufregung um Rudd könnte sich nun bald legen: Die Staatsanwaltschaft sieht keine Beweise dafür, dass der Drummer einen Auftragskiller anheuern wollte, um zwei Menschen ermorden zu lassen. Zuvor hatten Ermittler noch Rudds Haus in Tauranga auf der neuseeländischen Nordinsel durchsucht. Nun die nicht minder aufsehenerregende Kehrtwende: Nach nur 24 Stunden wurde die Anklage wegen versuchten Auftragsmordes wieder fallengelassen. Jetzt geht es nach den Worten von Rudds Anwalt Paul Mabey aber noch um eine Morddrohung sowie Drogenbesitz.

Der Drummer selbst sprach noch im August von einer Zukunft mit AC/DC: „Ein Album machen wir auf jeden Fall noch, bevor wir sterben“, sagte er dem neuseeländischen Sender „3 News“. Bis heute hat die Gruppe nach eigenen Angaben mehr als 200 Millionen Alben verkauft. Mit ihrem direkten, unkomplizierten Arbeiterklassen-Rock scharten die Australier weltweit eine treue Fangemeinde hinter sich. Der Schlagzeuger - von 1974 bis 1983 und dann wieder seit 1994 dabei - spielt stets eine besondere Rolle. „Er ist vermutlich des extravaganteste Bandmitglied“, sagt Branchenkenner Baker.

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