Himmelsblick mit irdischen Folgen

Bauen für die Christenheit: Konstantinischer Kirchenbau und christliche Grablege stehen im Mittelpunkt des attraktiven Ausstellungsteils im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum. Die Schau wird vom TV präsentiert.

 Der berühmte Sabinus Sarkophag im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Der berühmte Sabinus Sarkophag im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. Ob er nun ein Kreuz gesehen hat oder nicht, die Zeichen der Zeit hat er erkannt. Anders als sein Vorgänger Diokletian, hat Konstantin die wachsende Gemeinschaft der Christen als künftige Weltmacht begriffen. Man mag über seine Beweggründe diskutieren, der christliche Bischöfe als Ratgeber und Reisegefährten um sich scharte, sie mit Schenkungen und Stiftungen bedachte und sich als ihr "gemeinschaftlicher Bischof" bezeichnete. Fest steht, dass der heidnische "Pontifex maximus" (so ließ sich Konstantin gern auf Münzen abbilden) den Einfluss des Christentums entscheidend förderte.Der christliche Blick aufs Jenseits veränderte auch das Bild der diesseitigen Wirklichkeit. Wohlfahrt, Askese, Klostergründungen, Missionierung und Kirchenbau gehörten zu den praktischen Lebensäußerungen der neuen Religion. Mit solchen greifbaren Folgen befasst sich der Ausstellungsteil im Dom- und Diözesanmuseum. Nach dem Motto: "Was ist neu am Christentum?" haben sich die Ausstellungsmacher der frühchristlichen Grablege und dem konstantinischen Kirchenbau gewidmet. Letzterer scheint bei einem Dommuseum, dessen "Firmensitz" auf einer Doppelkirche der Zeit Konstantins gründet, geradezu zwingend. Auch mit dem spätantiken Gräberfeld in St.Maximin und den Funden in St. Matthias bietet Trier ideale Voraussetzungen. Für den Ausstellungsteil im Dommuseum sollte man sich einen eigenen Besuch vornehmen. Zum einen gibt es trotz der Ausstellungsfläche von "nur" 500 Quadratmetern Lohnendes zu sehen. Zum andern ist die Schau mit einer umfangreichen Dokumentation versehen. Man beginnt mit der Grablege und erhält einen Überblick über die Art der Sarkophage. Eindrucksvoll wird klar, dass Geschichte keine Aneinanderreihung von Epochen, sondern ein riesiges Zeitgebäude ist, dessen Räume sich durchdringen. Die christlichen Sarkophage unterscheiden sich in der künstlerischen Gestaltung mit ihren erzählfreudigen Reliefs in keiner Weise von ihren heidnischen Vorbildern. Was sich geändert hat, sind die Inhalte der dargestellten Bilderwelten. Hatte man früher die steinernen Särge mit Bildern aus der antiken Mythologie geschmückt, so sind es bei den Christen biblische Szenen, die Hoffnung auf göttlichen Beistand nähren. Neu sind auch die Grabkirchen. Gezeigt werden Modelle solcher "überdachter Friedhöfe", darunter die Grabkirche der Kaisermutter Helena. Grabinschriften und andere Zeugnisse der frühchristlichen Bestattungskultur vervollständigen das Bild. Das Thema Kirchenbau zeigt Typen und Modelle der wichtigsten Neubauten, unter ihnen die Lateranbasilika in Rom, die Grabkirche in Jerusalem und auch die einstige Doppelanlage unter dem Dom mit eigenem Baptisterium zur damals üblichen Ganzkörpertaufe. Ein Film informiert über die Grundlagen christlicher Kirchenarchitektur im Unterschied zum heidnischen Tempelbau. Höhepunkte unter den Exponaten sind der Sabinus' Sarkophag, eine Nachbildung des Heiligen Grabes und ein Reliqienkasten Sancta Sanctorum aus den Vatikanischen Museen. Bis 4. November täglich 10 bis 18 Uhr (ab 9 Uhr für Gruppen.

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