Tilman spielt Oboe in einer Dorfkapelle. Es ist die Zeit irgendwo zwischen Abi und Studium, die Zeit der ersten Liebschaften, der Jugendcliquen, des ersten Autos, der ersten Konfrontation mit dem Tod. Die Zeit des Erwachsenwerdens. Tilman ist noch mit Leib und Seele Dörfler, aber auch schon auf dem Absprung Richtung Stadt.

So wie Christoph Riemenschneider kann man das nur erzählen, wenn man es (zumindest mit-)erlebt hat. Das wirkt authentisch, ohne Geschwätzigkeit, aus der Perspektive eines Ich-Erzählers niedergeschrieben. Aber es wäre noch kein Roman, hätte der Autor nicht eine zweite Ebene eingezogen. Tilman ("Du kannst das, du hast Deutsch-Leistungskurs") bekommt den Auftrag, zum Stiftungsfest die Vereinschronik zu verfassen. Wie sein Versuch scheitert, die Wahrheit über die Höhen und Tiefen der "Harmonie Mühlweiler" von den Gründertagen über die Nazizeit bis in die 68er zu schreiben, berichtet Riemenschneider in "dokumentarischen" Einsprengseln aus der Chronik - die zu ehrlich ist, um zu erscheinen.

Die Coming-of-Age-Geschichte, die - teilweise sehr komische, aber realitätsnahe - Schilderung des Dorf- und Vereinslebens, der Blick in die Historie: Das alles verbindet Riemenschneider in einer für einen Erstling bemerkenswert souveränen und kunstfertigen Montage. Das Buch, das offenkundig im Saarland spielt, aber genauso in der Eifel, dem Hochwald oder in einem Moseldorf angesiedelt sein könnte, liest sich gut, wirkt weder billig-trivial noch bemüht-intellektuell. "Vereinschronik" macht Appetit auf mehr.

"Vereinschronik - ein Roman" im Forum neue Autoren des Gollenstein-Verlags Merzig. Christoph Riemenschneider liest aus seinem Buch am Sonntag, 10. April, um 16.30 Uhr in der Mayerschen Buchhandlung Interbook in Trier. Der Eintritt ist frei. DiL