Kino-Klassiker Hinterhof-Klassiker

Die aktuelle Situation kann auch etwas Gutes haben. So finden einige Menschen Zeit für Kinoklassiker. In einer Serie stellen wir die schönsten vor. Heute: Alfred Hitchcocks Hinterhof-Klassiker aus dem Jahr 1954.

 James Stewart als Fotoreporter L. B. ‚Jeff‘ Jefferies.

James Stewart als Fotoreporter L. B. ‚Jeff‘ Jefferies.

Foto: dpa/-

Der Fotoreporter L. B. „Jeff“ Jefferies hat Lagerkoller. Seit mehr als sechs Wochen sitzt er in seiner New Yorker Wohnung fest und kann nicht vor die Tür gehen. In dem Thriller „Das Fenster zum Hof“ (1954) sperrte Alfred Hitchcock den Protagonisten, von James Stewart gespielt, vor mehr als 65 Jahren in dessen vier Wände ein. Der Grund: Nach einem Beinbruch ist Jeff mit Gipsverband an einen Rollstuhl gefesselt.

Zum Zeitvertreib schaut er aus dem Fenster in den Hinterhof und in die Wohnungen seiner Nachbarn. Mit Fernglas und Teleobjektiv verfolgt er die hübsche Tänzerin „Miss Torso“, die einsame „Miss Lonely Hearts“, einen Klavierspieler und ein Paar, das in heißen Sommernächten auf dem Balkon schläft.

Seine Leidenschaft wird zur Besessenheit, als die kränkelnde Ehefrau des Modeschmuckhändlers von gegenüber plötzlich verschwindet. Nachts bei Regen geht der Gatte mehrmals mit einem Koffer aus der Wohnung, später wickelt er ein Messer und eine Säge in Zeitungspapier ein. Jeff ist sicher, das war Mord.

Anfangs will ihm keiner glauben, weder seine Pflegerin Stella (Thelma Ritter) noch seine elegante Freundin Lisa (Grace Kelly). Die Hitchcock-Blondine ist vielmehr bemüht, den notorischen Abenteurer Jeff von einer gemeinsamen Zukunft zu überzeugen.

Auf Schock-Elemente, wie später bei „Psycho“ oder „Die Vögel“, verzichtet der britische Gruselmeister. Der psychologisch ausgefeilte Hinterhof-Thriller lebt vielmehr von der voyeuristischen Spannung, den Marotten der Anwohner und dem amüsanten Liebesspiel des hilflosen Fotografen und seiner fürsorglichen Freundin.

Natürlich gibt es in einem Hitchcock-Film Tote. Nach Hitchcock-Tradition ist auch der Regisseur in einer kurzen Cameo-Rolle zu sehen. Im Zimmer des Klavierspielers steht er als Besucher am Kamin.

Das renommierte American Film Institute (AFI) stellte „Das Fenster zum Hof“ auf seine Liste der 100 besten US-Filme aller Zeiten. Bei der Oscar-Verleihung 1955 war der Thriller vierfach nominiert. Doch Hitchcock (1899-1980) zählt zu Hollywoods größten Stars, die nie einen Oscar gewannen.. Barbara Munker, dpa

„Das Fenster zum Hof“ ist auf Blu-ray und DVD erhältlich bei Universal Pictures.

(dpa)
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